Wer hat die Organspende erfunden

Organspende

Organspende – Gefühle abseits der medizinischen Fakten. Die Bedeutung einer Organspende ist für die verschiedenen Personen völlig unterschiedlich. Die Gefühle gehen von Hoffnung über Angst bis hin zu Glaubensfrag.

Empfänger, Spender und Angehörige haben vollkommen verschiedene Empfindungen zum Thema Organspende. Ihre Beweggründe scheinen klar zu sein, dennoch spielt auf allen Seiten auch eine Verunsicherung eine Rolle. Soll man sich zu einem Organspendeausweis entschließen? Welche Folgen hat diese Entscheidung. Wie gehen die Angehörigen eines Spenders mit seinem Entschluss um? Welche Bedeutung hat die Organspende für den Empfänger – außer der logischen Folge, dass sein Leben damit verlängert und verbessert wird? Fragen, die mit den medizinischen Fakten wenig zu tun haben, aber viel mit Hoffnungen, Ängsten und den vielfältigen Gefühlen, zu denen Menschen fähig sind.

Wer erfand die Organspende

1954 spendete zum ersten Mal ein eineiiger Zwillingsbruder seinem Bruder als Lebendspender eine seiner Nieren (syngene Transplantation). Dieser Bruder überlebte acht Jahre. Der spendende Bruder selbst starb mehr als 56 Jahre später. Der damalige Chefoperateur Joseph Edward Murray erhielt 1990 den Nobelpreis für Medizin. Die erste Lebendspende einer Bauchspeicheldrüse wurde 1979 von einem Team um David Sutherland an der University of Minnesota in Minneapolis durchgeführt.

Seit 1995 werden Leberlebendspenden durchgeführt. Bis 2012 sind weltweit über eine halbe Million Nieren transplantiert worden.

Warten auf ein Spenderorgan

Wer auf ein Organ zur Verlängerung seines Lebens und zur Verbesserung seiner Lebensqualität wartet, wird von den unterschiedlichsten Gefühlen begleitet. Angefangen mit Hoffnung können die Gefühle bis hin zu einer gewissen Todessehnsucht reichen. Diese Sehnsucht tritt irgendwann bei manchen ein, wenn die Hoffnung auf ein passendes Organ immer mehr schwindet. Oftmals vergehen Jahre, bis ein geeignetes Organ zur Verfügung steht. Jahre, in denen der Körper immer mehr abbaut, die Kräfte schwinden und die Hoffnung jeden Tag ein klein wenig stirbt. Niemand ist da, der zusichern kann, dass das benötigte Organ noch rechtzeitig zur Verfügung stehen wird. Kommt dann der sehnsüchtig erhoffte Anruf, sind die damit verbundenen Gefühle nur schwer zu verarbeiten. Freude, Hoffnung und Angst wechseln beinahe stündlich. Die Angst, der Körper könne das Organ nicht annehmen ist meist größer als die Angst, während der meist riskanten Operation sterben zu können. Mit dem Sterben haben sich diese Patienten in den voraus gegangenen Jahren beschäftigt. Das ängstigt sie nicht so sehr, wie die Angst vor einer Abstoßungsreaktion. Denn damit wäre alle Hoffnung zunichte.

Warum entschließt sich ein Mensch dazu, Organspender zu werden?

Die Beweggründe, Organspender zu werden, sind vielfältig. Manche sehen es relativ pragmatisch. Sie meinen, dass ihre Organe noch von Nutzen sein können, wenn sie selbst nicht mehr leben. Andere haben vielleicht erlebt, dass ein naher Angehöriger sterben musste, weil nicht rechtzeitig ein Organ gefunden werden konnte. Es gibt Menschen, die aus Glaubensgründen heraus zum Organspender werden. Sie fühlen ihren erkrankten Mitmenschen gegenüber eine Verpflichtung, auch über den Tod hinaus etwas Gutes tun zu können. Die Entscheidung, Organspender zu werden, wird meist in einer Lebensphase getroffen, in der es dem Menschen selbst recht gut geht – sei es körperlich oder seelisch. Wird der Spender beispielsweise Opfer eines Unfalls, wird ihm weiteres Nachdenken über seine meist vor vielen Jahren getroffenen Entscheidung so zu sagen abgenommen. Ganz anders können die Gefühle aussehen, wenn der Spender an einer unheilbaren Krankheit leidet. Er weiß um seinen bevorstehenden Tod und macht sich nun intensiv Gedanken. Viele in dieser Situation empfinden ihren Entschluss als tröstlich und wissen, dass ihr Sterben einen Sinn haben wird.

Angehörige von Organempfängern

Wer als Angehöriger oft jahrelanges Siechtum eines geliebten Menschen miterleben muss, erlebt ein ungeahntes Gefühl der Euphorie, wenn ein Organ gefunden wurde. Die Angst wird dadurch verdrängt und erscheint häufig erst kurz vor beziehungsweise während der Operation. Über die Zeit nach der Operation wird zunächst nicht nachgedacht. Damit schafft die Seele einen Schutzmechanismus. Sie lässt nur die Gefühle zu, die in den entsprechenden Momenten Vorrang haben. Ist die Operation erfolgreich überstanden und die Zeit vergangen, die darüber entscheidet, ob der Körper das neue Organ annimmt oder nicht, kommen Gefühle der Dankbarkeit gegenüber dem Spender und seinen Angehörigen. Ausgelebt werden können sie meist nicht, denn die Möglichkeit, mit den Angehörigen des Spenders in Verbindung zu treten, ist äußerst gering. In den Fällen, in denen ein Kennen lernen von beiden Seiten gewollt ist, verläuft ein Treffen in einem Gefühlschaos, das sich kaum beschreiben lässt. Freude und Trauer treffen aufeinander, wobei die Freude durchaus auch auf der Seite der Hinterbliebenen liegen kann und die Trauer auf Seiten der Angehörigen des Empfängers.

Angehörige von Organspendern

Bei diesen Menschen gibt es drei Gruppen. Die einen wissen von dem Organspenderausweis des nun Verstorbenen und respektieren seine Entscheidung. Andere erfahren erst zum Zeitpunkt des Todes von der Existenz eines Organspendeausweises und fühlen sich quasi überfahren, wenn sie von Ärzten drauf aufmerksam gemacht werden. Am qualvollsten ist für Angehörige sicher die Situation, in der kein Ausweis existiert und sie von Ärzten gebeten werden, einer Organentnahme zuzustimmen. Damit sind die Meisten vollkommen überfordert, müssen jedoch relativ schnell eine Entscheidung treffen. Sie müssen nicht nur den Tod des geliebten Menschen verarbeiten, was in so kurzer Zeit kaum möglich ist. Gleichzeitig sollen sie zustimmen, dass der Körper, in dem vor kurzem noch Leben war, aufgeschnitten wird und sie den Leichnam anschließend nicht vollständig bestatten können. Ihr Verstand begreift zwar, dass sie die Chance haben, mit ihrer Zustimmung ein oder sogar mehrere Leben zu retten, aber sie empfinden es als unglaublich schwer, ihre Einwilligung zu geben.

Entscheidung zur Organspende

Es stellt sich die Frage, ob eindeutige Pro und Kontra möglich sind. Selbstverständlich kann die bewusste Entscheidung, Organspender zu werden, nur von der Person selbst getroffen werden. Auch Angehörige von potentiellen Spendern treffen letztendlich ihre Entscheidung allein, obwohl sie von Ärzten beraten werden. Daher sollte das Thema Organspende in Familien offen besprochen und diskutiert werden. Nur dann ist es möglich, von dieser Situation nicht vollkommen unvorbereitet übermannt zu werden. Selbst mit der entsprechenden seelischen Vorbereitung ist die endgültige Zustimmung ein belastender Zustand. Ruft man sich jedoch die voraus gegangenen Gespräche wieder ins Gedächtnis, fällt die Zustimmung leichter.

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