Wer hat Judentum gegründet

Die Frühgeschichte der Juden begann mit Abraham und endete (vorerst) beim Bar-Kochba Aufstand. Dazwischen liegen zwei bewegte Jahrtausende.

Die Juden sind ein einzigartiges Volk. Kein anderes polarisiert derart und weckt so viele Emotionen. Angesichts ihrer Bedeutung verwundert es, dass es so wenig historische Fakten über ihre frühe Geschichte gibt. Wer sich mit dem Entstehen dieses Volkes befasst, wird automatisch bei der Thora, dem ältesten Teil der hebräischen Bibel, landen, welche die Entstehung des jüdischen Volkes beschreibt. Die Thora ist auch Teil des Alten Testaments im Christentum. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise über die Richtigkeit dieses Buches, dennoch wird es immer wieder als Grundlage und Erklärung für die Frühgeschichte Israels herangezogen.

Es begann mit Abraham

Nach den Schriften des Alten Testaments war Abraham der Urvater der Juden. Er war Nomade und ein sehr frommer Mensch. Gott führte ihn in das Land Kanaan und stellte ihn auf eine schwere Probe: Er sollte seinen geliebten Sohn opfern. Abraham bestand diese Probe, im letzten Moment hinderte ihn ein Engel an der Tat. Gott versprach Abraham Nachkommen, zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand. Abrahams Söhne waren Ismael und Isaak, die Nachkommen von Isaak waren Esau und Jakob. Jakob erhielt den Namen Israel (Kämpfer mit Gott). Er hatte zwölf Söhne – Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar, Sebulon, Benjamin, Dan, Naftali, Gad, Asser und Josef – welche die Stammvätern der zwölf Stämme Israels werden sollten. Aus Neid verkauften die anderen Brüder Jakobs Lieblingssohn Josef als Sklaven nach Ägypten, wo der sich zum Verwalter des Pharao hoch arbeitete. Eine Hungersnot trieb später Jakob und die Brüder Josefs mit ihren Angehörigen ebenfalls nach Ägypten. Joseph verzieh seinen Brüdern und nahm sie herzlich auf.

Mose

Wie in der Bibel berichtet wird, hatten die Nachkommen Josefs und seiner Brüder in Ägypten anfangs hohe Stellungen, doch sie wurden immer zahlreicher, was das Unbehagen der Ägypter hervorrief, bis sie, vermutlich unter Ramses II, die Nachkommen Israels in die Zwangsarbeit drängten. Lange Zeit lebten diese nun als Sklaven und wuchsen während dieser Zeit zu einem Volk heran. Schließlich beauftragte Gott Mose, die Israeliten aus Ägypten heraus, in das Land „in dem Milch und Honig fließen“, zu führen. Mit zehn Plagen, die er über Ägypten sandte, zwang Gott den Pharao zum Einlenken und die Israeliten konnten Ägypten verlassen. Wissenschaftliche Beweise über diese Erzählungen gibt es nicht, es gibt aber auch keine nachweisbaren Fakten über einen anderen geschichtlichen Hergang. Für das Selbstverständnis der Juden ist dieser Teil der Bibel von großer Bedeutung, schloss doch Gott während des vierzigjährigen Irrweges durch die Wüste einen Bund mit seinem Volk, der die religiösen, bis heute gültigen Gesetze für ihr Zusammenleben enthielt.

Die Zeit der Richter und der Könige

Mose sollte das gelobte Land nicht mehr betreten, sein Sohn Josua führte die Israeliten zurück nach Kanaan. Es folgte die Zeit der Richter. Von da an ist die Geschichte der Israeliten historisch nachweisbar. Die Richterzeit dauerte etwa von 1250 vor Christi bis 1020 vor Christi. Die israelischen Stämme lebten noch relativ lose zusammen und wurden bei Gefahr von sogenannten Richtern angeführt. Die Israeliten standen in ständigem Konflikt mit den Philistern. Der Druck wurde schließlich so groß, dass sich die zwölf Stämme zu einem Königreich zusammen schlossen. Der erste König war Saul. Ihm folgte David, dem es gelang, die Philister entscheidend zu schlagen und Jerusalem zu erobern. Er machte die Stadt zum politischen und religiösen Zentrum des Landes. Israel erreichte seine größte Ausdehnung. Neben Abraham und Mose gehört David zu den wichtigsten historischen Persönlichkeiten Israels. Auf König David folgte Salomo, der für seine Weisheit berühmt war. Unter ihm entfaltete sich die königliche Macht und Pracht. Salomo ließ den ersten Jerusalemer Tempel errichten.

Babylonische Gefangenschaft

Nach dem Tod von Salomo 926 v. Chr. teilte sich das Reich in Israel und Juda. Jerusalem war die Hauptstadt von Juda, als religiöses Zentrum blieb die Stadt jedoch allen Israeliten erhalten. In Juda lebten die Stämme Juda und Benjamin sowie Teile der Leviten, in Israel lebten die anderen zehn Stämme. Etwa 200 Jahre nach der Teilung wurde Israel von den Assyrern erobert, die Einwohner deportiert. Ihre Spur verliert sich in der Geschichte, man spricht von den zehn verlorenen Stämmen Israels. Juda behielt seine Selbstständigkeit. Dies änderte sich, als 586 v. Chr. die Babylonier Jerusalem eroberten und zerstörten. Die Babylonier plünderten das Land und verschleppten die Oberschicht der Juden ins Exil. In der babylonischen Gefangenschaft konnten die Juden ihre Kultur und Religion nicht nur erhalten, sondern festigen und ausbauen. 538 v. Chr. eroberten die Perser das Babylonische Reich und erlaubten den Juden die Rückkehr. Nach und nach kehrten sie heim, bauten in Jerusalem den Tempel wieder auf und reorganisierten ihren Staat neu. Israel blieb jedoch weiterhin im Einflussbereich der Perser und später der Griechen.

Vom Aufstand der Makkabäer bis zum Bar-Kochba-Aufstand

Als der hellenistische Einfluss auf das jüdische Leben immer stärker wurde und in eine aggressive antijüdische Haltung umschlug, kam es zu einem Aufstand der Makkabäer-Brüder. 164 v. Chr. gelang es Judas Makkabäus, die seleukidische Armee aus dem Gebiet Judäa zu vertreiben und Israel in die Unabhängigkeit zu führen. Diese Freiheit sollte etwa 100 Jahre dauern. 63 v. Chr. eroberten die Römer Israel. Das Gebiet Israels wurde die römische Provinz Judäa. Die Römer setzten Herodes als Vasallenkönig ein. Die Juden ertrugen die römische Herrschaft nur widerwillig. 66 nach Christi kam es zur ersten Erhebung gegen die Römer, die erst nach jahrelangen Kämpfen nieder gerungen werden konnte. 132 n. Chr. erhoben sich die Juden unter der Führung von Simon Bar Kochba erneut. Drei Jahre später wurde dieser Aufstand brutalst niedergeschlagen. Mehr als eine halbe Million Juden sollen bei den Kämpfen ums Leben gekommen sein, viele verhungerten oder starben an einer Krankheit, zahllose wurden in die Sklaverei verschleppt. Der Begriff Judäa wurde ausgetilgt und erhielt den Namen Syria Palästina. Jerusalem wurde in Aelia Capitolina umbenannt und den Juden der Zutritt verboten.

Mit der Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstandes endet die Frühgeschichte Israels, die jüdische Nation war ausgelöscht, das Volk lebte jedoch weiter. Zerstreut, verfolgt – doch nie ohne Hoffnung.

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