Wer erfand das Pflaster

Pflaster

Pflaster – mehr als ein Wundverband. Transdermale Pflaster lassen Wirkstoffe über die Haut eindringen. Der Vorteil von therapeutischen Pflastern ist die Umgehung des Magen-Darm-Traktes, was sich in einer besseren Verträglichkeit äußern kann.

Das sterile Wundpflaster, so wie wir es heute kennen, hat eine lange Vorgeschichte. Um 1870 kamen in den USA die ersten selbstklebenden Streifen aus Kautschuk in den Handel, die mit den Jahren immer weiter verbessert wurden. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Pflaster noch von den Apothekern selbst hergestellt, indem sie ein Gemisch aus Bleisalzen, Fetten und Wirkstoffen auf Mullstoff auftrugen und dieses dann dem Patienten auf die Haut gaben.

Transdermales Therapeutisches System

Seitdem bekannt ist, dass über die Haut auch Wirkstoffe direkt in den Körper abgegeben werden können, wurde das Pflaster nicht nur zum Abdecken von Wunden eingesetzt, sondern seit den 1980er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kamen auch sogenannte therapeutische Pflaster auf den Markt, bei denen Arzneistoffe eingesetzt wurden, die gleichmäßig dosiert über die Haut in den Blutkreislauf gelangen konnten. Diese neue Darreichungsform taufte man Transdermales Therapeutisches System, oder verkürzt auch als TTS bekannt.

Ein solches Pflaster hat viele Vorzüge. Die Wirkung hält über mehrere Tage an und kann so eine regelmäßige mehrmals tägliche Tabletteneinnahme ersetzen. Da die Wirkstoffe direkt ins Blut abgegeben werden, umgehen sie den Magen-Darm-Trakt und können so Unverträglichkeiten, die ja oft mit dem Verdauungssystem vergesellschaftet sind, sehr reduzieren. Die therapeutischen Pflaster decken zur Zeit eine Vielzahl von Beschwerden ab und werden immer weiter verfeinert. Zwei der bekanntesten Pflaster dieser Gattung sind wohl ohne Zweifel das Nikotinpflaster zur Raucherentwöhnung und Hormonpflaster, die zur Verhütung und bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt werden.

Verschreibungsfreie Pflaster

  • Wundpflaster

Ist der Klassiker unter den Pflastern.Die neuste Generation ist oft mit antimikrobiellen Substanzen versehen, die eine Infektion der Wunde verhindern können.

  • Hühneraugen-/Hornhautpflaster

Enthält Salicylsäure, die sehr weichmachend wirkt. Nach einer Einwirkzeit von mehreren Tagen ist die Haut so vorbehandelt, dass unerwünschte Hornhaut oder störende Druckstellen besser entfernt werden können.

  • Warzenpflaster

Enthält Säureverbindugnen, die das Warzengewebe wegätzen können.

  • Blasenpflaster

Das Pflaster ist mit einem Gel gepolstert und lindert den Druckschmerz. Weiterhin schützt es die wundgeriebenen Stellen und Blasen vor Verschmutzung.

  • Schmerzpflaster für leichte Schmerzen

Sie sind mit dem Wirkstoff Diclofenac versehen und werden genau am Ort des Geschehens aufgeklebt.

  • Wärmepflaster

Beliebt bei Rückenschmerzen, verspannter Muskulatur, Hexenschuss oder rheumatischen Erkrankungen. Der Wirkstoff wird oft aus dem Cayennepfeffer gewonnen und hat eine Wärmegefühl auslösende Wirkung. Cayennepfeffer-Abkömmlinge schalten dazu die Schmerzweiterleitung an den entsprechenden Rezeptoren aus.

  • Herpespflaster

Lassen die Flüssigkeit des Lippenbläschens verdunsten und sorgen für eine schonende Wundheilung ohne unschöne Verkrustungen. Außerdem lindern sie den begleitenden unangenehmen Juckreiz.

  • Nikotinpflaster

Haben sich zur Unterstützung bei der Raucherentwöhnung bewährt. Die Pflaster geben zwar auch Nikotin in den Körper ab, aber langsamer und weniger befriedigend als durch eine Zigarette. Weiterhin enthalten sie im Gegensatz zum Tabak kein Teer, kein Kohlenmonoxid und sonstige der zahlreichen krebserregenden Substanzen.

Verschreibungspflichtige Pflaster

  • Schmerzpflaster für chronische, starke Schmerzen

Diese Schmerzpflaster werden zur Aufnahme der stärksten Schmerzmittel, den Opiumabkömmlingen verwendet. Diese müssten regelmäßig nach einem festen Zeitplan eingenommen werden. Bei diesem Pflaster erfolgt die Wirkstoff-Freisetzung über einen Zeitraum von meist 72 Stunden. Da der Magen-Darm-Trakt umgangen wird, ist gerade auch bei dieser Medikamentengruppe eine wesentlich bessere Verträglichkeit gewährleistet. Menschen, die über lange Zeit starke Schmerzmittel einnehmen müssen, erhalten mit diesen Pflastern eine wesentliche Verbesserung ihrer Lebensqualität. Wichtiger Hinweis: Der Begriff Schmerzpflaster ist sinnverwandt mit Depotpflaster, Fentanyl-Pflaster oder Fentanyl-Depotpflaster.

  • Pflaster gegen Reiseübelkeit

Enthält den Wirkstoff Scopolamin, der gegen Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufstörungen wirkt. Das Pflaster wird hinter das Ohr geklebt und sollte am besten am Abend vor der Reise, spätestens jedoch fünf Stunden vor Antritt angebracht werden.

  • Pflaster gegen Bluthochdruck, Angina Pectoris und Herzinfarkt

Nitrate erweitern die Blutgefäße und senken dadurch den Blutdruck und bewirken eine Entlastung des Herzens.

  • Hormonpflaster

Können einerseits zur Verhütung, aber auch zum Ausgleich hormoneller Störungen in den Wechseljahren eingesetzt werden.

  • Inkontinenz-Pflaster

Das Pflaster ist mit einem Wirkstoff präpariert, der die Blasenmuskulatur entspannt. Dadurch erhöht sich das Fassungsvermögen der Blase und der Harndrang nimmt ab. Das Pflaster muss auf Hüfte, Bauch oder Gesäß geklebt werden.

  • Parkinson- und Alzheimer-Pflaster

Diese Pflaster sind relativ neu auf dem Markt. Sie lindern die Begleiterscheinungen und verlangsamen das Fortschreiten dieser Erkrankungen.

In Asien schon lange bekannt, in Europa relativ neu: Wellness- und Vitalpflaster

Diese Pflaster richten sich nicht an ein spezielles Krankheitsproblem, sondern sollen den Körper in erster Linie entschlacken und harmonisieren und so die Gesundheit positiv beeinflussen. Die Pflaster werden auf die Fußsohlen geklebt und wirken über die Reflexzonen. Sie sollten am Abend vor dem Zubettgehen angebracht und am nächsten Morgen wieder entfernt werden. Oft kann man dann eine dunkle Verfärbung der Pflaster beobachten, was, laut Hersteller für die erfolgreiche Elimination von Schlackenstoffen spricht. Die Pflaster enthalten eine Mischung aus Baumessigessenz, Heilkräutern und pulverisierten Edelsteinen.

Ob als Wundverband, Einschleusung von Wirkstoffen oder zur Entschlackung – das Pflaster hat sich zu einem medizinischen Tausendsassa entwickelt. Auf weitere zukünftige Einsatzgebiete dürfen wir gespannt sein!

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