Tennis: Die Geschichte Wimbledons

Meisterschaften im Rasentennis finden in Wimbledon schon seit dem 19. Jahrhundert statt, auch wenn das Ganze damals etwas anders aussah als heute. Wimbledon ist das älteste Tennisturnier der Welt. Vielleicht ist das der Grund, warum ein Wimbledon-Sieg einem Tennisspieler so viel bedeutet.

Mit Krocket fing es an

Im England des 19. Jahrhunderts boomten die Rasenspiele, insbesondere das Krocketspiel. So kam es, dass im Jahre 1868 ein Privatclub ein Gelände an der Worple Road im Londoner Stadtteil Wimbledon erwarb und den ‚All England Croquet Club‘ gründete.

Es vergingen sechs Jahre, bis ein gewisser Major Walter Clopton Wingfield das Tennisspiel importierte, das ursprünglich ‚Sphairistike‘ genannt wurde. Der ‚All England Croquet Club‘ erweiterte seine Aktivitäten um diese neuerliche Sportart und benannte seinen Club 1877 schließlich um in den ‚All England Croquet and Lawn Tennis Club‘, wie der Ausrichter der Wimbledon Open Championships auch heute noch heißt. Um die neue Namensgebung auch gebührend zu feiern, fanden im Sommer des gleichen Jahres die ersten Meisterschaften im Rasentennis statt. Sie bestanden allerdings nur aus einem Herreneinzel, das Spencer Gore vor 200 begeisterten Zuschauern für sich entscheiden konnte.

Das erste Dameneinzel und Herrendoppel

Das erste Dameneinzel fand 1884 statt. Siegerin des dreizehn Damen starken Feldes – und damit erste Wimbledon-Gewinnerin überhaupt – war Maud Watson. Auch das Herrendoppel wurde im gleichen Jahr eingeführt.

Die Wimbledon Championships wurden mehr und mehr zum Zuschauermagnet. Grund für die Begeisterung waren die Zwillingsbrüder Ernest und William Renshaw, die in den Jahren 1881 bis 1889 insgesamt dreizehn Titel im Einzel und im Doppel gewannen.

Während der 90er Jahre flaute die Begeisterung für den Tennissport etwas ab, bis 1897 die legendären Brüder Laurie und Reggie Doherty auf der Bildfläche, bzw. auf dem Tennisplatz erschienen und für einen erneuten Boom sorgten.

Der All England Croquet and Lawn Tennis Club zieht um

Schon vor Ausbruch des ersten Weltkrieges hatte man die Clubanlage erweitert, um der steigenden Popularität der Wimbledon Championships gerecht zu werden. Ein Umzug war geplant, fand aber erst 1922 statt, als der Club in die Londoner Church Street zog, wo er sich auch heute noch befindet. Die Anlage wurde von King George V höchstpersönlich eröffnet.

Es gab allerdings Stimmen, die daran zweifelten, dass die Begeisterung für die Wimbledon Championships von Dauer seien und die glaubten, dass sich das Ganze als riesige Fehlinvestition entpuppen würde. Diese Stimmen wurden allerdings schnell zum Schweigen gebracht, denn schon im ersten Jahr war der Ansturm auf die Tickets so hoch, dass entschieden wurde, sie per Geheimwahl auszugeben; daran hat sich bis heute nichts geändert.

Open Championships – offen für Amateure und Profis

Der Ausbau des Flugverkehrs hatte zur Folge, dass immer mehr Tennisspieler aus Übersee in Wimbledon und an anderen Tennisturnieren auf der ganzen Welt teilnahmen, was ein ganz eigenes Problem mit sich brachte: den sogenannten ‚Shamateurismus‘. Dabei handelt es sich um Sportler, die zwar offiziell Amateure sind, aber die für ihre Leistungen bezahlt werden. Viele der Tennisspieler erhielten finanzielle Unterstützung, die den Rahmen der von der International Tennis Federation (ITF) vorgesehenen Summe sprengte.

Das musste geändert werden, dachte sich der damalige Vorsitzende des Clubs, Herman David, und ergriff 1959 die Initiative. Er schlug vor, dass allen Spieler, egal ob Amateur oder Profi, eine Teilnahme an den Wimbledon Championships offenstehen sollte. Sein Vorschlag wurde abgelehnt und sorgte auch in den nächsten Jahren immer wieder für Streitigkeiten.

Im August 1967 fand auf dem Centre Court von Wimbledon ein Einladungsturnier statt, dass von der BBC zur Einweihung des Farbfernsehens gesponsert wurde. An diesem Turnier nahmen acht Profi-Spieler teil, die fast alle schon einmal als Amateure Wimbledon gewonnen hatten, aber aufgrund ihres Profi-Statuses dort nicht mehr antreten durften.

Im Dezember des gleichen Jahres stimmte die Lawn Tennis Association schließlich mit überwiegender Mehrheit für die Zulassung professioneller Spieler in Wimbledon und bei anderen britischen Meisterschaften. Die ITF sah sich geschlagen und gestand jeder Nation eine eigene rechtliche Festlegung über Amateur- und Profi-Status ihrer Spieler zu.

Im Sommer 1968 wurden Rod Laver und Billie Jean King die Sieger der ersten Wimbledon Open Championships.

Wimbledon heute

Im Laufe der Jahre hat der All England Croquet und Lawn Tennis Club immer wieder Verbesserungen durchgeführt, um den Anforderungen der modernen Zeit gerecht zu werden.

1993 wurde ein langfristiger Plan enthüllt, der die Qualität der Veranstaltung für alle Betroffenen – und dazu zählen Spieler und Zuschauer genauso wie Personal und Anwohner – verbessern soll.

Die erste Phase wurde im Sommer 1997 mit der Fertigstellung eines neuen Courts No. 1 abgeschlossen. In der zweiten Phase wurde der alte Court No. 1 entfernt und die Westseite des Centre Courts um 728 Plätze erweitert. Phase drei läuft noch. Vorgesehen ist unter anderem eine Erweiterung der Ostseite des Centre Courts um 1.200 Plätze.

Wer weiß, vielleicht reichen die Kapazitäten ja eines Tages aus, um der Ticketnachfrage gerecht zu werden. Aber das ist wohl eher eine utopische Vorstellung.

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