Friedlieb Ferdinand Runge fand die Teerchemie

Er untersuchte den Steinkohlenteer und fand darin Anilin. Seine Entdeckungen wurden zur Grundlage einer ganzen Industrie und begründeten die lange führende Stellung der Chemieindustrie in Deutschland.
Der Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge entdeckte durch seine Analysen des Steinkohlenteers eine ganze Reihe Substanzen, die zur Grundlage für neue Zweige der Chemie wurden.

Kindheit und Ausbildung von Friedlieb Ferdinand Runge

Friedlieb Ferdinand Runge wurde am 8. Februar 1794 als drittes Kind eines Pastors in Billwärder (heute: Hamburg-Billwerder) geboren. Von 1810 bis 1816 machte er eine Lehre in der Ratsapotheke und der Löwen-Apotheke in Lübeck. Danach studierte von 1816 bis 1822 an den Universitäten in Berlin, Göttingen und Jena Medizin. In Jena wechselte er dann zum Fach Chemie. Er promovierte 1819 in Medizin und 1822 in Berlin zum Doktor der Philosophie.

Der Dozent Friedlieb Ferdinand Runge in Breslau

1826 wurde Runge Privatdozent und 1828 außerordentlicher Professor im Fach Chemie in Breslau. Schon zu dieser Zeit hatte er sich durch seine Arbeiten zur Auswertung des Steinkohlenteers einen Ruf erworben. Der Steinkohlenteer wurde damals zu einem gravierenden Umweltproblem. Denn er fiel in großen Mengen bei der Herstellung von Stadtgas und der Verkokung von Steinkohle als Abfall an. Der Teer wurde oft ins Meer verklappt und verursachte dort ernste ökologische Probleme. Während seiner Zeit in Breslau unternahm er eine Studienreise durch halb Europa.

Der Unternehmer Friedlieb Ferdinand Runge

1832 verschlug es Friedlieb Ferdinand Runge nach Oranienburg in der Provinz Brandenburg. Hier richtete er sich in dem ehemaligen Schloss eine eigene Chemiefabrik ein. Hier gelangen Runge ganz herausragenden Entdeckungen. Er isolierte und charakterisierte viele Substanzen aus dem Steinkohleteer. Die wichtigste dieser Verbindungen wurde Anilin. Diese Verbindung wurde die Grundlage der aufstrebenden Farbstoffindustrie in Deutschland und der Ausgangspunkt mehrer Chemieunternehmen, die später weltweit bekannt wurden: Bayer in Elberfeld, Farbwerke Hoechst und BASF in Ludwigshafen. Er beschrieb als Erstere einer Reihe weiterer wichtiger Substanzen. Darunter waren Chinolin, Phenol, Pyrrol und Thymol.

Mit der Entdeckung der Alkaloide Atropin und Koffein hat Runge der Chemie und der Medizin neue Welten eröffnet. Den Kaffee soll er nach einem Hinweis von Johann Wolfgang von Goethe untersucht haben. Denn der Dichter vermutete in den Kaffeebohnen ein Gegengift zu Atropin. Runge wurde zum Pionier auf den Gebieten der Naturstoffchemie und der synthetischen Farbstoffe zur Textilfärbung und zur Tintenherstellung. In seiner Oranienburger Fabrik fertigte er dann die von ihm entwickelten Stearin- und Paraffinkerzen.

Weiter begründete Runge auch eine Vorstufe der Papierchromatographie. Die im Chemieunterricht genutzten „Bilder, die sich selber malen“, beruhen auf seinen Erkenntnissen. Diese Runge-Bilder gelten als Vorläufer der Papierchromatographie.

Der Künstler Friedlieb Ferdinand Runge

Runge hinterließ ein umfangreiches Werk, darunter vor allem Veröffentlichungen zur Farbchemie. Aber er war auch auf ganz anderen Gebieten aktiv. 1857 erschien sein Buch „Das Gift der deutschen Sprache“, in dem er all die Fremdworte anprangerte, die er der Zeitungslektüre entnommen hatte. Ein ewig aktuelles Thema.

Seit 1994 gibt es den Friedlieb-Ferdinand-Runge-Preis der Stiftung Preußische Seehandlung, für die Runge auch tätig war, für unkonventionelle Kunstvermittlung. Runge wurde als Namensgeber dieses Preises gewählt, weil er mit seinem umfangreichen künstlerischen Werk, wie in „Musterbilder für Freunde des Schönen“ und „Bildungstrieb der Stoffe“, Wissenschaft und Kunst sehr anschaulich verband.

Der Bürger Friedlieb Ferdinand Runge in Oranienburg

In Oranienburg soll Runge als „Spinner“ und „Sonderling“ gegolten haben. Seine Mitbürger zollten ihm keine Anerkennung. Lediglich im Ausland wurde Runge durch Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften in chemischen Gesellschaften gewürdigt.

Friedlieb Ferdinand Runge starb am 25. März 1867 nach kurzer Krankheit in seinem Wohnhaus in Oranienburg.

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