Die Geschichte der Sommerzeit

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Was es mit dieser Regelung auf sich hat und ob sie Sinn macht. Wie und warum entstand die Sommerzeit? Und: Bringt eine Regelung der Sommerzeit die erwünschte Energieersparnis?

Aktuell fragt man sich vielerorts wieder: „Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?“ Denn schaut man abends aus dem Fenster und hat das Gefühl, es wäre erst 17 Uhr, stellt man mit dem Blick auf den Zeitmesser fest, dass es schon eine Stunde später ist. Was könnte man da Besseres tun, als abends mit ein paar Freunden zu grillen und das restliche Sonnenlicht auszunutzen. Das dachten sich vor einiger Zeit wohl auch einige Wissenschaftler sowie Personen der Europäischen Gemeinschaft. Unter dem Vorsatz Energie zu sparen und etwas für die Umwelt zu tun, trat die Sommerzeitenregelung in Kraft. Doch ist diese Regelung wirklich so neu und tritt die erhoffte Energieersparnis überhaupt ein?

Historisches und Hintergründe zur Sommerzeit

Eine festgeschriebene Zeit, wie wir sie heute kennen, gibt es erst seit 1884. Zuvor hatte jeder Ort seine eigene Zeit, die sich am Stand der Sonne orientierte. Selbst in Deutschland gab es keine einheitliche Regelung. So existierte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch eine „Münchner Ortszeit“ oder eine „Berliner Zeit“, womit Berlin sieben Minuten eher die volle Stunde erlebte als München. Erst 1884 erfolgte in Washington D. C. eine Einteilung in 24 Zeitzonen und damit eine Vereinheitlichung der Zeit. In Deutschland gilt seit dem 1. April 1893 die Mitteleuropäische Zeit.

1784 schrieb Benjamin Franklin im „Journal de Paris“ einen Aufsatz mit dem Thema „An Economical Project for Diminishing the Cost of Light“. Hier ging es um die effiziente Ausnutzung des Sonnenlichtes, jedoch sollte es noch bis in das Jahr 1907 dauern, bis dieses Thema wieder interessant wurde. In diesem Jahr gab William Willett, ein Engländer, der als Erfinder der Sommerzeit gilt, eine Schrift mit dem Titel „The Waste of Daylight“ zum Besten. Er schlug vor, dass an vier aufeinanderfolgenden Sonntagen im April die Uhr um jeweils 20 Minuten vorgestellt werden sollte und im September um jeweils 20 Minuten zurück. Er meinte, dass sich hierdurch bis zu 2,5 Millionen Pfund sparen ließen. Obwohl er die Unterstützung von Winston Churchill bekam, vermochte es Großbritannien nicht, als erstes Land die Sommerzeit einzuführen.

Die erste „Sommerzeit“ erlebte Deutschland 1916, es folgten Österreich-Ungarn, England und Irland wenige Wochen später. Hier wurde bereits der Sinn der Zeitumstellung durch die englische Bezeichnung: „Daylight Saving Time“ (zu deutsch: Tageslicht-Einsparungs-Zeit) ersichtlich. 1919 wurde die Sommerzeit in Deutschland jedoch wieder abgeschafft, da man an dem Sinn der Energieersparnis zweifelte. Mit dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Wiedereinführung. Auch nach Kriegsende wurde das jährliche Uhrenverstellen beibehalten, allerdings bestimmten die Besatzungsmächte im Nachkriegsdeutschland den Termin der Sommerzeit. Nach 1945 gab es sogar kurzfristig eine mitteleuropäische Hochsommerzeit. Die Regelung wurde 1949 abgeschafft, so erlebte Deutschland bis 1979 keine „Sommerzeit“ mehr.

1975 wurde durch die Europäische Gemeinschaft beschlossen, die Sommerzeit wieder einzuführen. Die Umsetzung erfolgte im Jahr 1977 in der EG und 1978 in Deutschland. Erstmals wieder verstellt wurden in der BRD und auch in der DDR die Uhren 1980. Man ging davon aus, dass durch die längere Nutzung des Tageslichts Energie zu sparen sei. Diese Überlegung ging zurück auf das Jahr 1973, die Zeit der Ölkrise.

Regelungen und Umsetzung der Sommerzeit

Trotz des Beschlusses der EG von 1975 gab es europaweit verschiedene Sommerzeitenregelungen, welche erst 1996 in der Richtlinie 2000/84/EG vereinheitlicht wurden und seitdem für alle Mitgliedsstaaten der EU bindend sind. Deutschland hat die Zeitumstellung mittels Rechtsverordnung bestimmt. Der § 5 Einheiten- und Zeitgesetz (EinhZeitG) regelt hier die Sommer- und die Winterzeit. Dieses Gesetz wurde nochmals am 12.07.2001 im Bundesgesetzblatt 2001 Teil I Nr.35 konkretisiert und legt die Sommerzeit auf unbestimmte Zeit fest.

Nach aktuellen Regeln findet die Umstellung auf die Sommerzeit europaweit jeweils am letzten Sonntag im März, von 2 Uhr auf 3 Uhr statt. Die Umstellung auf die „Winterzeit“ – die Normalzeit – erfolgt immer am letzten Sonntag im Oktober von 3 Uhr auf 2 Uhr.

Diese Regelung war jedoch nicht immer so. 1916 wurde veranlasst, dass die Uhren im Deutschen Reich am letzten Sonntag im April um 23 Uhr zu verstellen waren. Auch während des Weltkrieges variierte hier das Einführungsdatum, so erlebte Deutschland die längste Sommerzeit in den Jahren 1940 bis 1942. In dieser Zeit galt die Sommerzeit ohne Unterbrechung, so wurden im April 1940 die Uhren auf „Sommer“ gestellt und erst im November 1942 wieder auf die Normalzeit zurückgestellt. Auch nach Kriegsende konnten sich die Besatzungsmächte nicht auf ein einheitliches Datum einigen, auch hier schwankte die Umstellung der Uhr zwischen Anfang April und Mitte Mai.

Damit die Zeitumstellung reibungslos ablaufen kann, sorgt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig für deren Umsetzung. Diese Bundesoberbehörde, die bereits 1887 gegründet wurde, erhielt 1978 im Rahmen des Zeitgesetzes den Auftrag, die gesetzliche Zeit in Deutschland zu verbreiten. Mittels mehrerer Atomuhren wird in Frankfurt am Main der Langwellensender „DCF77“ abgeglichen. Dieser Sender strahlt Zeitsignale an alle Funkuhren, Kraft- und Umspannwerke, an Bahnen, Ampelanlagen und an die Flugsicherung aus.

Kritik an der Sommerzeitenregelung

Dass der Sinn dieser Regelung in Frage gestellt wird, ist kein neues Phänomen. Direkt nach dem Abdanken des letzten deutschen Kaisers sah man die Energieersparnis durch die Sommerzeit nicht mehr gerechtfertigt und setzte das Uhrenumstellen außer Kraft.

Auch heutige Studien beschäftigen sich nach wie vor mit der Effizienz dieser Maßnahme. Das Bundesumweltamt etwa errechnete, dass abends der Strom für das Licht gespart wird, jedoch in den Morgenstunden, vor allem im März und Oktober, mehr Energie zum Heizen aufgebracht werden muss. Auch eine neue Studie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft stellte am 26. März 2009 fest, dass durch die Einführung der Sommerzeit die gewünschte Energieersparnis ausbleibt. Der Verband kam weiterhin zu der Erkenntnis, dass durch die Sommerzeit das Freizeitverhalten der Deutschen eine Änderung erfahren hat. Wird abends wegen dem „längeren“ Tageslicht beispielsweise mehr gegrillt, wird sogar noch mehr Energie verbraucht, um etwa den Abend musikalisch zu gestalten oder um die anschließende Nacht zu „beleuchten“. Weiterhin kritisierte der Verband, dass durch die Einführung von Energiesparlampen die ohnehin schon geringen Lichtspareffekte sogar ins Negative fallen könnten.

Kritiker verlangen derzeit eine Abschaffung der Sommerzeit, da sich die erwünschten Energiespareffekte nicht verwirklichen lassen. Man kann gespannt sein, ob die 29-jährige Tradition aufgehoben wird.

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