Andreas S. Ziegler: Moleküle, die Geschichte schrieben

Stern- und Schicksalsstunden der Arzneimittelforschung als Hörbuch, erschienen im Hirzel-Verlag

Das ist spannend: Wie aus der Zirkusattraktion Lachgas ein Narkosemittel wurde, warum Dynamit-Erfinder Alfred Nobel sich weigerte, sein Herzleiden mit dem explosiven Inhaltsstoff seines Sprengmittels behandeln zu lassen, wie die Giftgasangriffe während des ersten Weltkrieges den Grundstein für die moderne Krebstherapie legten und… und, und, und.

25 spannende Geschichten aus der Welt der Pharmazie

In diesen beiden Hör-CDs geht es um Vitamin C, Morphin, LSD, Cortison und auch die Antibabypille und ihre Entstehungsgeschichte. Es wird an teils in Vergessenheit geratene Wissenschaftler erinnert, die in manchmal jahrelanger mühsamer Arbeit Stoffe untersucht, getrennt, kristallisiert oder miteinander verbunden haben. Manche Entdecker moderner Heilmittel erhielten dafür den Nobelpreis, andere verschwanden in der Versenkung. In der Tat: Spannender Stoff, Geschichten die Forscher, Entdecker und Wissenschaftler schrieben.

Sie erinnern zudem daran, dass man vor einhundert Jahren noch an einer einfachen Verletzung sterben konnte, dass Frauen in der Forschung erst dann etwas zu suchen hatten, als Männer kriegsbedingt knapp wurden und dass eine rheumatische Erkrankung Bettlägerigkeit und Siechtum bedeuten konnte. Sie erinnern aber auch an die Contergan-Katastrophe und dass das Mittel Thalidomid noch heute eingesetzt wird – als Medikament gegen Lepra.

Brav gelesen, aber nicht unbedingt Stoff zum Hören

Auch die Verbindung zwischen den Rolling-Stones und einer Apothekenexplosion an der Adria, warum der amerikanische Präsident Dwight Eisenhower nach einem Herzinfarkt Rattengift bekam und was das tödliche Gift der brasilianischen Lanzenotter mit modernen Bluthochdruck-Medikamenten zu tun hat, das sind hochspannende Geschichten, die allesamt durchaus lesenswert wären… wenn es sie denn als Buch gäbe.

Das ist leider die Crux an diesen 25 Perlen, die von den Sprechern Bernd Gnann, Bernd Streichfuss und Kathrin Hildebrand brav gelesen wurden. Denn die Informationen kommen so dicht, dass sie – nur gehört – kaum aufzunehmen sind. Mit gelegentlichem Hundebellen oder anderen Geräuschen unterlegt, erfüllen die beiden Hör-CDs auch nicht die Anforderungen, die der geneigte Hörer an Audio-Books stellt, nämlich gefesselt zu werden. Da es sich bei den einzeln vorgestellten Molekülen und Wirkstoffen auch um einzelne und keine zusammenhängende Geschichte handelt, der man hörend folgen kann, eignen sich die CDs nicht zum Nebenbeihören beispielsweise beim Autofahren, sondern höchstens einzeln angehört als Gute-Nacht-Geschichten. Manchmal vermitteln sie leider sogar auch den Eindruck gut gemachter Werbung für pharmazeutische Unternehmen.

Ein tolles Buch, wenn es ein Buch wäre

Das ist schade, schließlich hat der freie Wissenschaftsjournalist und Autor Dr. rer. nat. Andreas S. Zigler wirkliche Perlen der Pharmaziegeschichte zusammengetragen. Und man kann durchaus die Vermutung hegen, dass er vielleicht noch einen Nachschlag in petto hat. Doch bitte, bitte, lieber Hirzel Verlag: Gebt uns das als Nachschlagewerk in Buchform – oder zumindest als E-Book, oder wenigstens ergänzend als Einlage-Booklet zu den CDs.

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