wer hat Hängegleiter erfunden

Drachenfliegen

Die Geschichte des Drachenfliegens. Wer erfand das Drachenfliegen. Von Lilienthals Pionierflügen bis zum Freizeitsport. Das Drachenfliegen ist unter allen Luftsportarten und Möglichkeiten des Menschen, sich in die Luft zu erheben, dem Vogelflug am Ähnlichsten.

Das erhebende Gefühl, in waagerechter Position dem Erdboden entschwebt zu sein, ist das, wovon Menschen seit Jahrtausenden träumten. Immer wieder haben Sagen, Mythen, Legenden und Märchen Geschichten von fliegenden Wesen und Menschen erzählt, die sich aus eigener Kraft in die Lüfte schwingen. Otto Lilienthal war der erste Hängegleiterpilot in der Geschichte der Menschheit. Sein erster Flug mit einem Fluggerät, welches schwerer als Luft ist, war im Sommer 1891 in Derwitz bei Potsdam nicht nur das erste Abheben und längere Gleiten eines Menschen in diesem Element, sondern bereits Pioniertat und Vorbereitung für das, was heutzutage in verblüffend ähnlicher Form Drachenflugsport genannt wird.

Rogallos Erfindung und die NASA

Der Hängegleiter oder Deltaflieger, wie wir ihn heute kennen, gleicht sehr stark dem Flugapparat von Otto Lilienthal. Der amerikanische NASA-Ingenieur Francis Melvin Rogallo war dann jedoch im Jahr 1951 derjenige, welcher mit seinem Patent den Grundstein für das heutige Drachenfliegen gelegt hat. Rogallo hatte noch während des Zweiten Weltkriegs im Windkanal an einer einfachen und preiswerten Tragfläche zur Realisierung neuer Flugzeugprojekte gearbeitet. Für den Flugsport entwickelte er dann zusammen mit seiner Frau Gertrude eine gänzlich flexible Tragfläche aus Stoff, um auf dieser Basis ein Fluggerät zu konstruieren. Dieses aus einem quadratischen Stück Stoff bestehende Gefährt war in der Lage, sowohl an eine Schnur gebunden als auch frei zu fliegen. Das Patent hierfür wurde im Jahr 1951 eingetragen. Doch diese revolutionär neuartige Idee setzte sich zunächst nicht durch.

Nachdem die Rogallos daraufhin ihren innovativen Flugapparat lange als Kinderdrachen, wie wir ihn auch heute noch kennen, verkauft hatten, wurde der Idee dann doch noch der erhoffte Erfolg zuteil. Der deutsche Raketeningenieur und Technische Direktor der NASA Wernher von Braun wurde auf den Flugdrachen aufmerksam und hoffte, eine Bremsvorrichtung für ausgebrannte Raketenstufen daraus entwickeln zu können, um diese sicher zur Erde zurück bringen zu können. Daraufhin forschte die NASA ab dem Ende der Fünfziger Jahre zusammen mit Rogallo, welcher innerhalb der NASA bald seine eigene Abteilung leitete, lange intensiv und geheim an der Optimierung des Drachen im Windkanal.

Weitere Entwicklungen und Experimente

Nach der Verbesserung der Flugeigenschaften der halbstarren Flügelkonstruktion eines Drachen ging man bei der NASA Mitte der Sechziger Jahre zur Konstruktion flexibler Flächen über, den Vorläufern unserer heutigen Gleitschirme. So ist auch die frühe Verwandtschaft zwischen Drachen und Gleitschirm bezeugt. Ursprünglich schwebten nämlich bereits Rogallo sehr große flexible Schirme vor, welche zum Transport größerer Lasten geeignet waren. Man entschied sich bei der NASA aber dann doch für den herkömmlichen Fallschirm zum Transport von Raumkapseln.

Nachdem Rogallo sich zur Ruhe gesetzt hatte, gerieten seine Leistungen jedoch keineswegs in Vergessenheit. Bereits 1961 baute der Amerikaner Barry Hill speziell für den Flugsport seinen ersten Hängegleiter und wurde damit zum ersten eigentlichen Drachenflieger der Welt. Diese Entwicklung fand im Lebensgefühl Mitte der Sechziger an der Westküste der USA immer mehr Anhänger und so entwickelten sich auch die Baupläne kontinuierlich weiter. Bestand der erste Drachen von Hill noch aus Bambus und Cellophan, wurden Ende der Sechziger Jahre schon moderne Werkstoffe eingesetzt. Die entscheidende Optimierung in der Steuertechnik des Flugdrachens vollzog sich durch die folgenreiche Erfindung des Steuerbügels (dem heutigen Trapez) durch den Australier John Dickenson.

Popularität und Verbreitung

Durch Flugvorführungen in nahezu allen Teilen der Welt sorgten Freunde von Dickenson für eine weltweite Popularität und Verbreitung dieses Fluggeräts. Nach kleineren, wenig kolportierten Flugversuchen im Deutschland der frühen 1970er Jahre, sorgte der spektakuläre Flug des Kaliforniers Mike Harker von der Zugspitze hierzulande für ein breites Medienecho. Daraufhin wurden in Deutschland und der Schweiz die ersten Drachenflugschulen eröffnet, die bald zur weiteren Verbreitung dieser Sportart in ganz Europa führen sollten.

Flugeigenschaften

Das Sportgerät Drachen (auch Deltaflieger oder Hängegleiter genannt), wie wir es heute kennen, besteht aus einem festen Gestell aus Aluminiumrohren, Segeltuch und Segellatten. Der Pilot hängt während des Fluges am Mittelpunkt der Konstruktion und betätigt den Steuerbügel mittels Gewichtsverlagerung, um Kurvenflug, Beschleunigung oder Verlangsamung zu erreichen. Die mögliche Geschwindigkeit kann dabei bis zu 100 Stundenkilometer betragen. Auch im Flachland kann der Drachen durch eine Seilwinde oder Flugzeugschlepp gestartet werden. Mithilfe von Thermik sind Streckenflüge über Hunderte von Kilometern möglich. Der Aufbau eines Drachen kann je nach Konstruktionsart bis zu einer halben Stunde dauern, in verpackter Form ist er jedoch relativ einfach bei einem Gewicht von 20 bis 30 Kilogramm auch auf der Schulter und dem Dachgepäckträger eines Autos zu transportieren.

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