Wer hat die Mormonen gegründet

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Die Geschichte der Mormonen. Dank ihrer intensiven Missionstätigkeit gelten die Mormonen heute als eine der am schnellsten wachsenden Religionsgemeinschaften der Welt.

Mit dem Sammelbegriff „Mormonen“ werden verschiedene, kirchenartige Gemeinschaften bezeichnet, die sich auf die eine oder andere Weise auf die Lehren und Offenbarungen des Amerikaners Joseph Smith jr. (1805-1844) berufen. Die größte dieser mormonischen Gemeindeströmungen ist die so genannte „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ – so ihre offizielle Selbstbezeichnung. Hauptsitz dieser mormonischen Glaubensgemeinschaft ist Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah.

Die mormonischen Offenbarungen

Im Zentrum der religiösen Überzeugungen der Mormonen stehen besondere Offenbarungen, welche dem Begründer der ersten mormonischen Gemeinschaft, Smith jr., durch regelmäßige Kontakte mit einem jenseitigen Engelswesen mit dem Namen „Moroni“ übermittelt worden sein sollen. Der Beginn dieser Offenbarungen und Engelskontakte liegt in den 1820er Jahren.

Das „Buch Mormon“

Jene Offenbarungen des Engels Moroni bilden die Grundlage des so genannten „Buchs Mormon“. In ihm wird berichtet, wie aus den Nachfahren einer nahöstlich-israelitischen Propheten-Familie, die ungefähr 600 v. Chr. per Schiff nach Nordamerika geflohen sein soll, eine hochstehende monotheistische Kultur entstand.

Jesus Christus erschien auch in Nordamerika

Letzter Prophet dieser angeblich im 5. Jahrhundert n. Chr. untergegangenen Hochkultur sei der Prophet Moroni gewesen, der in seiner Geschichtschronik auch von der Erscheinung des christlichen Messias, Jesus Christus, in Nordamerika berichtet. Moronis Vater ist der Prophet Mormon. Als Engel sei Mormons Sohn Moroni schließlich dem Amerikaner Smith Jr. erschienen, der eine englischsprachige Version des „Buchs Mormon“ anfertigte und drucken ließ.

Weitere Lehrgrundlagen der Mormonen

Für die heutige Gestalt der sich unmittelbar auf mormonische Lehren berufenden Gemeinschaften ist jedoch auch das gleichfalls von Joseph Smith Jr. übermittelte Buch „Lehre und Bündnisse“ („Doctrine and Covenants“) bedeutsam. In ihm sind angeblich direkt von Jesus Christus offenbarte Vorgaben über Tempelkultus, Gemeinde- und Führungsstruktur der mormonischen „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ beschrieben.

Theologische Sonderlehren der Mormonen

Auch die in der Frühphase der Mormonen-Gemeinde praktizierte Vielehe (Polygamie) hat hier eine besondere autoritative Grundlage. Ebenso enthielten die „Lehren und Bündnisse“ von Anfang an bestimmte theologische Sonderlehren der Mormonen, etwa zum Leben nach dem Tod.

Der erste Mormonen-Tempel in Ohio

In den 1830er Jahren begann der charismatische Smith Jr. mit dem Aufbau einer ersten mormonischen Gemeinde. Ein erster Mormonen-Tempel entstand dabei ab 1831 in Kirtland, Ohio. Da die unorthodoxen Lehren der Mormonen bei ihren Nachbarn als anstößig empfunden wurden, kam es rasch zu ernsten Konflikten und schließlich sogar zur Inhaftierung des Mormonen-Führers Smith Jr.

Neue Lehren des Mormonen-Stifters Smith Jr.

Als Smith Jr. dazu überging, neue Lehren zu verbreiten, darunter etwa seine Offenbarungen zur Vielehe und zum Tempelkult, stieß er nun auch bei einem Teil seiner Anhänger auf Widerspruch. Am neuen Aufenthaltsort der Sekte im Bundesstaat Illinois stand die Mormonen-Gemeinschaft um Smith Jr. jedoch gleichfalls unter massiven Druck. Anfeindungen und Übergriffe seitens nicht-mormonischer Siedler machten den Mormonen das Leben schwer. In Gefolge eines solchen Übergriffs wurde der Stifter der Mormonen-Gemeinschaft, Smith Jr., am 27. Juni 1844 in Illinois erschossen.

Zug der Mormonen über die Rocky Mountains

Die Gemeinschaft seiner Anhänger wandte sich daraufhin unter der Führung des mormonischen „Apostels“ Brigham Young (1801-1877) weiter nach Westen. In einem langen Treck überquerten Hunderte Mormonen schließlich die Rocky Mountains und gründeten 1847 im Gebiet des heutigen Bundesstaates Utah, das damals offiziell noch zu Mexiko gehörte, die Stadt Salt Lake City.

Entstehung unterschiedlicher Mormonen-Gemeinschaften

Die verfolgungsbedingte Zerstreuung der Gemeinschaft, der frühe Tod Smiths, Streitigkeiten über seine Nachfolge und die Autorität seiner späteren Lehren führten bereits in der Frühphase der Bewegung zu Spaltungen. Nicht alle mormonischen Gemeinschaften hielten in der Folge im gleichen Maße an den Lehren und Offenbarungen Smiths fest.

Aufgabe der Polygamie bei den Mormonen Utahs

Da die Aufnahme Utahs in die amerikanische Union 1890 seitens der US-Regierung von der Aufgabe der Polygamie in der Mormonen-Gemeinschaft abhängig gemacht wurde, hält heutzutage nur noch ein kleiner Teil der Mormonen an der Vielehe fest. Die derzeit größte Mormonen-Gemeinschaft, die aus den Anhänger Brigham Youngs entstand, hat die Vielehe 1890 aufgeben.

Mormonen im Mittleren Westen

Vor allem im Mittleren Westen beheimatete Mormonen-Gruppen, deren Vorfahren nach 1844 nicht mit nach Westen zogen, halten überdies weitere Teile der Lehren Joseph Smiths Jr. für nicht autoritativ für das religiöse Leben ihrer Gemeinden.

Die mormonische „Kirche der Heiligen der Letzten Tage“

Die sich am engsten, mit Ausnahme des Polygamie-Gebots, an die Lehre Joseph Smith Jr. haltende „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ hat derzeit rund 13,8. Mio. Mitglieder. Diese Mormonen-Gemeinschaft wächst vor allem stark durch missionarische Aktivitäten in aller Welt. Sie versteht Smiths „Lehre und Bündnisse“ als Versuch der Wiederherstellung der ursprünglich von Jesus Christus gestifteten „wahren“ Kirche und ihres Kultes, als deren historisches Bindeglied das „Buch Mormon“ und als dessen neuzeitlicher Prophet und Offenbarer Joseph Smith Jr. bis heute gelten.

Heutige Führer der Mormonen-Kirche in Salt Lake City

Auch die heutigen Führer der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ werden als direkte Nachfolger Smiths und Youngs als Propheten und Offenbarer betrachtet. Die herausgehobene Rolle des mormonischen Kirchenpräsidenten ermöglichte 1890 daher auch die Abschaffung der Polygamie und 1978 die Zulassung von Schwarzen in das mormonische Priesteramt. Die entsprechenden Erklärungen sind heutigen Ausgaben der „Lehre und Bündnisse“ als offizielle Lehren der Mormonen-Kirche von Salt Lake City angefügt.

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