Wer erfand Ju Jutsu – wer hat Ju Jutsu erfunden

Kampfsportart Ju Jutsu. Kaum ein Kampfsport ist so vielseitig wie das Ju Jutsu. Techniken verschiedenster Kampfsportarten finden Anwendung für die Selbstverteidigung, Behörden und als Sport.

Ju-Jutsu ist ein Kampfsport und Selbstverteidigungssystem, das zuerst Ende der 1960er Jahre in Deutschland für Polizei und Justiz entwickelt wurde. Ziel war es damals, die effektivsten Techniken aus dem Judo, Jiu-Jitsu, Aikido und Karate in einem System zu vereinigen.

Im Jahr 2009 feiert das Ju-Jutsu seinen vierzigsten Geburtstag. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat es sich neben dem Einsatz in den Behörden stark in Richtung Breitensport entwickelt. Das moderne Ju-Jutsu ist ein offenes Kampfsportkonzept, dass Techniken verschiedenster Kampfsportarten im Wettkampf und im Prüfungssystem vereinigt und weiterentwickelt, in der allgemeinen Anwendung aber keine Grenzen in der Einbindung weiterer Techniken setzt.

Techniken im Kampfsport Ju-Jutsu

Der Begriff „Ju-Jutsu“ bedeutet „Sanfte Kunst“ und impliziert das Abwehren eines Angriffes durch Ausnutzung der Kraft des Gegners und durch Nachgeben. In der modernen Anwendung des Ju-Jutsu kann man diese relativ spezielle Ausführung aber nicht mehr ohne weiteres so stehen lassen. Denn die Vielfalt an Techniken erlaubt durchaus auch eine direkte Abwehr, beispielsweise durch aktive Blocktechniken.

Grundlegend sind im Ju-Jutsu Technikgruppierungen verschiedenster Kampfkünste zu finden:

  • Wurftechniken
  • Hebeltechniken jeglicher Art (Arme, Hände, Finger, Beine, Genick …)
  • Schlag- und Stoßtechniken (Atemitechniken)
  • Nervendrucktechniken
  • Sicherungs- und Transporttechniken
  • Aktive und passive Blocktechniken
  • Fallschule und Bewegungsformen
  • Waffenabwehr (Messer, Stock, Kette …)
  • Bodentechniken (Festleger, Hebel …)

Die Technikgruppen werden einzeln, aber auch in Kombinationen und in freier Anwendung trainiert. Im Laufe der Zeit erkennen die meisten Ju-Jutsuka ihre Vorlieben und Spezialtechniken, wichtig ist jedoch das ganzheitliche Training der gesamten Vielfalt des Ju-Jutsu. Dem Trainierenden wird somit das Handwerkszeug gelehrt, auf jeden Angriff mit der entsprechenden Intensität zu reagieren.

Anzug und Gürtel – Kleidung im Ju-Jutsu

Im Ju-Jutsu wird in der Regel analog zum Judo ein weißer Baumwollanzug aus Hose und Kimono, der so genannte „Gi“ getragen. Dazu gehört ein Gürtel in einer bestimmten Farbe von weiß bis schwarz. Der jeweils nächste Gürtel wird durch eine Prüfung erworben, in der bestimmte Techniken und Anwendungen zu zeigen sind. Die farbigen Schülergrade werden „Kyu“ genannt, ab dem ersten Schwarzgurt spricht man vom „Dan“. Besonders hoch graduierte Sportler ab dem 6. Dan tragen rot-weiße Gürtel. Diese können nicht mehr über eine Prüfung erworben werden, sondern werden für besondere Verdienste für den Sport Ju-Jutsu verliehen.

Ju-Jutsu als Wettkampfsport

Ju-Jutsu hat sich als Wettkampfsport etabliert. Olympisch ist es aber bisher nicht, allerdings gibt es internationale Wettkämpfe bis hin zur WM. Auf den Meisterschaften werden zwei verschiedene Arten des Wettkampfs ausgetragen – Fighting und Duo.

Fighting bezeichnet das direkte Aufeinandertreffen zweier Kämpfer nach Regeln und aufgeteilt in Gewichtsklassen. Im Ju-Jutsu Fighting sind keine Techniken unter die Gürtellinie und keine geraden Techniken zum Kopf erlaubt. Ein Kampf dauert drei Minuten und besteht aus drei Teilen – Atemi (Schlag- und Tritttechniken), Wurf und Boden. Ziel ist es in jedem Part Punkte durch deutlich ausgeführte Techniken zu erzielen. Der Kämpfer, der am Ende die höhere Punktzahl erzielt hat, gewinnt.

Im Duo zeigen jeweils zwei Paare, die gegeneinander antreten, besonders schön und dynamisch ausgeführte Kombinationen auf vorgegebene Angriffe. In diesem Schaukampf geben fünf Kampfrichter eine Punktewerte von jeweils bis zu 10 Punkten für eine Kombination ab. Das Paar mit der höheren Wertung siegt.

Duo ist auch für Außenstehende oft sehr spektakulär anzusehen weil hier mit hoher Frequenz häufig ausgefallene Techniken gezeigt werden, die in einem realistischen Wettkampf nicht möglich wären.

Neben Fighting und Duo gibt es seltener Wettkämpfe im Formenwettkampf, wo eine einstudierte Show vorgeführt und bewertet wird. Der Vielfalt sind hier keine Grenzen gesetzt, humoristische Vorführungen sind ebenso möglich wie eine Darstellung in Zeitlupe und mit Musikuntermalung.

Der Kampfsport Ju-Jutsu für die effektive Selbstverteidigung

Das moderne Ju-Jutsu ist stark auf eine realistische Verteidigung in jeder Situation ausgerichtet. Eine unerwünschte Umarmung kann idealerweise ebenso effektiv aber verhältnismäßig abgewehrt werden wie ein gewaltsamer Angriff mit der Faust.

Auch in den speziellen Gebieten der Kinder- und Frauen-Selbstverteidigung gibt es in Deutschland Aktivitäten nicht nur für aktive Sportler. Ju-Jutsu-Übungsleiter können sich speziell ausbilden lassen, um entsprechende Kurse zu geben. Im Kampf gegen Gewalt an Schulen zeigt das Programm „Nicht-mit-mir“ durch Kurse und Aufklärungsarbeit gute Erfolge.

Das Training im Kampfsport Ju-Jutsu

Das System des Ju-Jutsu ist offen und gibt Vereinen und Übungsleitern für das Training viele Freiheiten. Einige Vereine orientieren sich stärker am traditionellen Jiu-Jitsu als andere und auch die aktive Teilnahme an Wettkämpfen prägt das Trainingsbild in den einzelnen Vereinen. Während mancherorts regelmäßig strikt nach Gürtelprogramm trainiert wird, ist in anderen Vereinen auch ein Schnelligkeitstraining oder eine Boxeinheit nichts Ungewöhnliches. Spiele und kleine Kämpfe (Randoris) sollten zum alltäglichen Training gehören Es lohnt sich immer auf Lehrgänge zu gehen, um sich weiterzubilden und sich umzuschauen, wie das Training anderswo gehandhabt wird oder welche alternativen Techniken vorgestellt werden.

Denn Ju-Jutsu ist ein dynamisches System, das jedem Sportler die Möglichkeit gibt, sich ein Leben lang immer wieder neu zu fordern.

In Deutschland ist Ju-Jutsu im Deutschen Ju-Jutsu Verband e.V. (DJJV) organisiert. Die Internetseite bietet umfassende Informationen zum Kampfsport.

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