Wer erfand die Tinte? Wer hat die Tinte erfunden?

Tinte

Geschichte der Tintenherstellung. Tinte selbst herstellen – von der Antike bis zur HP-Patrone. Die Hertellung von Tinte begann bereits im alten Ägypten und bis heute ist Tinte für uns ein nicht-wegzudenkendes Mittel der Schreiberei. Rezepte der Antike bis heute…

Weit bevor Druckereien oder gar heimische Gerätschaften Buchstaben an Buchstaben zu reihen begannen, beinhaltete das Schreiben gar aufwendige Arbeit: Höhlenzeichnungen entstanden in langwierigen Prozessen, Schriftformen des Orients, Keilschriften der Babylonier, mittels hölzernen Griffeln auf Lehm und Ton, nicht minder.

Als im alten Ägypten Papyrus als beschreibbares Material entdeckt worden ist, wurde Tinte zum Schreiben notwendig. Aufwand beinhaltete dies allerdings noch immer…

Dennoch ist die Herstellung von Tinte letztlich gar nicht so schwer, wie man es annehmen möge. Und vor allem: Ein handgeschriebener Brief mit Feder und selbst hergestellter Tinte dürfte genaugenommen von ungleich höherem Wert sein, als nutze man herkömmliche Pelikan- oder HP-Patronen…

Die Geschichte der Tinte

Vor 5000 Jahren schrieben die Ägypter mit Binsen auf Papyrus. Damals schon existierten schwarze und rote Tinten – sie wurden aus Ruß oder eisenoxydhaltigen Erden, Essig, Wasser und Pflanzengummi hergestellt.

Eine Art Tusche, Indische Tinte genannt, wurde 1000 v. Chr. in Fernost erfunden. Diese wurde aus dem Ruß von verbrannter Nadelholzkohle und Lampenöl hergestellt und mit einem Leim aus Gelatine vermischt, in Stangen gepresst und getrocknet. Die Tuschestange wurde bei Gebrauch so lange mit Wasser verrieben, bis die gewünschte Deckkraft erreicht war, eine Methode, die sich bis heute in der Kalligraphie erhalten hat.

Die Araber entwickelten im 3. Jahrhundert n. Chr. die schwarzen Eisen-Gallus-Tinten, die auch heute noch verwendet werden. Erste Beschreibungen zur Herstellung einer solchen Tinte lieferte im gleichen Jahrhundert Philo von Byzanz.

Unter den zahlreichen überlieferten Tintenrezepten finden sich einige, deren Herkunft auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbar zu scheinen mögen:

Sepia heißt der dunkelbraune Farbstoff, der auch gegenwärtig noch aus der Tintenblase des gleichnamigen Meeresbewohners stammt. Nach dem Trocknen wurde der Farbstoff im Mörser pulverisiert, zum Schreiben rührte man das Pulver mit Regenwasser und dem Bindemittel Gummi Arabicum an. Allerdings war Sepia-Tinte in Europa nicht überall bekannt, erst Cicero (106-43 v. Chr.) berichtet davon.

Im Mittelalter wurden einige Rezepturen mit unterschiedlich farbigen Pigmenten entwickelt. So nutzte man Arsen-(III)-sulfid, das mit Quecksilber umgesetzt wurde, um eine goldfarbenes Pigment zu erhalten. Dies war für besonders prachtvolle und aufwendig gestaltete Handschriften gedacht, teils aber wurde auch Goldtusche aus fein zermahlenem Goldstaub genutzt und oftmals begnügte man sich mit einem Ersatzmittel.

Ein originelles Rezept zur Anfertigung einer solchen findet sich in einer Handschrift der Universitätsbibliothek Heidelberg aus dem 16. Jahrhundert (Codices Palatini germanici 489, Folge 83 – Vgl. Rezepte zur Tintenherstellung).

Als Schreibgeräte dienten angeschnittene Vogelfedern, die mit einem scharfen Messer, dem Federmesser, regelmäßig nachgeschnitten werden mussten, da die harte Spitze durch die Tinte mit der Zeit aufweichte und somit zum Schreiben unbrauchbar wurde. Die Verbreitung von Federkielen führte später auch zur Entwicklung der Dornenrindentinte, die nicht so schnell eintrocknete wie Eisen-Gallus-Tinte und daher den Federkopf seltener verstopfte.

Bis zur Einführung von Papier im 13. Jahrhundert blieb das Pergament das wichtigste Material zum Beschreiben. Mit ihm kam der Gänsekiel und neue Tinten entstanden auf mineralischer, pflanzlicher und tierischer Basis. Die Alchimisten des Mittelalters experimentierten mit Ruß und pulverisierten Mineralien, Eiweiß und Wein.

Unterschiedlichen Farbtöne von Tuschen oder Färbemitteln wurden vor allem durch die Verwendung verschiedener Mineralien und Naturstoffe erzielt. Für gelbe, grüne und blaue Farbtöne standen eine Reihe einheimischer Gewächse zur Verfügung. Für rote Farben bildete häufig Presilge, ein Färbeholz aus Brasilien, den Grundstoff. Aus einigen Pflanzen, wie beispielsweise dem Kreuzdorn, konnte man sogar unterschiedliche Farben gewinnen, je nachdem, welche Substanz dem Pflanzensaft zugefügt wurde.

Die schwarze und wasserfeste Eisen-Gallus-Tinte galt dennoch als Schreibmittel für die Ewigkeit…

Eisen-Gallus-Tinte bestand aus pulverisierten Galläpfeln, Eisen- oder Kupfervitriol, Gummi Arabicum und Lösungsmitteln wie Wasser, Bier, Wein oder Essig.

Einziger Nachteil dieser Tinte war, dass sie beim Altern Schwefelsäure freisetzte, die das Papier auflöste – der sogenannte Tintenfraß entstand. Beispielsweise sind viele Noten Johann Sebastian Bachs vom Verfall bedroht, da er für seine Niederschriften nicht immer gutes Papier und eine zumeist stark eisenhaltige Tinte benutzte, als sparsamer Hausvater die einzelnen Seiten seines Notenpapiers auch noch außerordentlich ausnutzte.

Als ab 1750 die ersten Schreibfedern aus Metall genutzt wurden, musste die Tintenrezeptur verändert werden: Die Salze der Tinte setzten den Stahlfedern derart zu, dass sie schon nach kurzem Gebrauch zu rosten begannen.

Mit dem 19. Jahrhundert begann die Zeit der Normen: Das deutsche Reichskanzleramt gab 1888 „Die Grundsätze für amtliche Tintenprüfung“ heraus, die mit der Ergänzung von 1912 noch heute gültig sind. Einhergehend mit der sich damals massiv entwickelnden modernen Chemie wurde eine Vielzahl von Farbstoffen entdeckt und nach Möglichkeit auch zum Schreiben und Malen eingesetzt.

Heute ist eine breite Palette an Tinten für verschiedene Einsatzmöglichkeiten erhältlich. Durch die Erfindung von automatisierten Systemen wurden auch Tinten notwendig, die spezielle Eigenschaften vereinen, um unterschiedliche Mischbarkeiten und extrem schnelle Trocknungszeiten in sich zu vereinen.

Die Herstellung von Tinten

In der Regel stellten die Schreiber Tinten und Tuschen selbst her. Im Schriftwerk „Haimliche und verborgne Cancellei“(* Vgl. Kasten III) sind etwa sechzig Rezepte aufgeführt. Eines davon nennt folgende Zutaten:

„ein halbe maß wassers

ander halb virteil von einer maß wein

auch so vil weynessigs

alß dann nim sechs loth galloepfel klein gestossen

vier loth victril auch gestossen

vier lot gummi arabicum klein gestossen“

Aus den zerstoßenen Galläpfeln sollte mit einem Teil der Flüssigkeiten ein Sud bereitet und dieser nach drei oder vier Tagen mit den ebenfalls in Flüssigkeit gelösten anderen Substanzen vermischt werden. Nach weiteren drei Tagen wurde die Mischung durch ein Tuch geseiht – „so hastu gute dinten“. Vom Ansetzen bis zum Abseihen der fertigen Tinte vergingen somit etwa sieben Tage.

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