Goldener Schnitt – Die Mathematik der Schönheit

Schönheit ist messbar. Plastisch-Ästhetische Chirurgen nutzen deshalb morphometrische Verfahren der Gesichtsvermessung und orientieren sich am Goldenen Schnitt.

Wenn es darum geht, ein Gesicht zu verschönern, verlassen sich Plastisch-Ästhetische Chirurgen nicht allein auf ihr geschultes Auge. Vielmehr orientieren sie sich an objektiven Faktoren und nutzen zudem morphometrische Verfahren (Morphometrie = Charakterisierung von Objekten durch Messzahlen) zur Vermessung des Gesichts.

Die Prinzipien der Gesichtsästhetik haben ihre Wurzeln in der bildenden Kunst. Dabei ist ein bestimmtes Proportionsverhältnis in die Kulturgeschichte der Menschheit eingegangen: Der Goldene Schnitt. Er gilt seit der Antike als ideale Proportion in Kunst und Architektur und beschreibt ein besonderes mathematisches Teilungsverhältnis. Dieses besondere Ordnungsmuster ist auch in der Natur oder Medizin anzutreffen. Als Goldenen Schnitt bezeichnet man die Teilung einer Strecke im Verhältnis von 1,618 (= Faktor Phi; zu Ehren des griechischen Bildhauers Phideas) in zwei Abschnitte in der Weise, dass sich der kürzere Abschnitt zum längeren wie der längere zur gesamten Strecke verhält. Wenn also die längere Strecke durch die kürzere geteilt 1,618 ergibt, empfinden wir dieses Verhältnis als harmonisch. Der goldenen Schnitt wird bis heute als Inbegriff von Ästhetik und Hamonie im Sinne einer Idealgestalt des Menschen betrachtet.

Der Goldene Schnitt im Kino

Als «Entdecker» des Goldenen Schnitts gilt Hippasos, (ca. 500 v. Chr.), ein Anhänger des Pythagoras. Nachdem er sich mit einem Pentagramm beschäftigt hatte, lieferte er die erste präzise Definition des Goldenen Schnitts. Allerdings brachte ihm die Erkenntnis eher Unglück, denn angeblich soll er von seinen pythagoräischen Geheimbundkameraden im Meer versenkt worden sein.

Geheimbund? Pentagramm? Kinogängern fallen in diesem Zusammenhang spontan «The Da Vinci-Code/Sakrileg» und Jacques Saunières ein. Der sterbende Museumsdirektor des Louvre arrangiert im Film seinen Körper als Pentagramm im Stil der Proportionsstudien nach Vitruv von Leonardo da Vinci, um die beiden Hauptfiguren auf die richtige Spur zu führen. Das Pentagramm steht ebenfalls in einer besonders engen Beziehung zum Goldenen Schnitt, denn Leonardos weltberühmte Skizze ist die grafische Umsetzung der Zahl Phi in Bezug auf den menschlichen Körper. Und Phi ist wiederum die mathematische Formel des Goldenen Schnitts. Die aus der klassisch-griechischen Anthropometrie (Lehre von den Maßverhältnissen und der Vermessung des menschlichen Körpes) entwickelte Proportionslehre beeinflusste nicht nur große Künstler diverser Epochen, sondern ist auch in unserer Zeit ein wichtiges Instrument zur ästhetischen Klassifizierung von Schönheit.

Einflussfaktoren der Gesichtsästhetik

Auch in der ästhetischen Gesichtschirurgie gelten die Regeln des Goldenen Schnitts. Sogar die Zahl Phi lässt sich in so manchem Gesicht finden, etwa bei Sophia Loren oder Catherine Deneuve. Die Gesichter dieser Filmstars werden als besonders attraktiv empfunden, weil sie den Regeln des goldenen Schnitts entsprechen. Das heißt natürlich nicht, dass alle anderen Menschen unattraktiv sind, denn Schönheit hat viele Gesichter. Es wäre auch langweilig, wenn alle Menschen mit dem Goldenen Schnitt auf die Welt kämen. Deshalb gibt es weitere Kriterien für Schönheit.

Neben Aspekten der Symmetrie und Harmonie ist beispielsweise auch die Mimik ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Bewertung von Attraktivität. Mimische Bewegungen beeinflussen die ästhetische Gesamtwirkung eines Gesichtes. Als Hauptinstrument der nonverbalen Kommunikation und Ausdrucksorgan für unsere Emotionen ist das Mienenspiel zudem entscheidend für das menschliche Miteinander. Eine wirklich gute ästhetisch-chirurgische Behandlung sollte deshalb auch darauf abzielen, die Lebendigkeit und Individualität eines jeden Gesichtes zu bewahren. Es geht nicht um das chirurgisch Machbare, sondern um das ästhetisch Sinnvolle. Morphometrische Methoden helfen dem Facharzt, einen wissenschaftlich fundierten «Beauty Check» durchzuführen und seinen Patienten danach die geeigneten verjüngenden Behandlungsmaßnahmen vorzuschlagen.

Die exakte Erfassung von Schönheit per Computer

Wenn es darum geht, im Bereich der Gesichtschirurgie oder der Plastisch-Ästhetischen Chirurgie Gesichter zu erfassen, zu vermessen oder eine generelle Orientierung für Diagnose und Behandlung zu bekommen, kann der Mediziner neben dem klassischen Röntgenbild und der Fotodokumentation beispielsweise die Stereophotogrammetrie einsetzen. Das ist eine dreidimensionale Weiterentwicklung der zweidimensionalen Fotoanalyse. Eine weitere Alternative ist das Videoimaging, so nennt man das Umsetzen statischer Aufnahmen in bewegliche Bilder. In Zukunft dürften auch Computer-Simulationen, 3-D-Modellierungen und ähnliche Methoden der computergraphischen Visualisierung eine größere Rolle bei schönheitschirurgischen Leistungen spielen.

Beauty-Check und Attraktivitäts-Experimente via Internet

Wer jetzt Lust bekommen hat, selbst einen kleinen Schönheits-Check zu machen, der kann dies online tun. Auf der Website des Plastisch-Ästhetischen Chirurgen Dr. Dr. Frank Muggenthaler erfahren die Besucher, welche 10 Merkmale die Attraktivität eines Gesichtes beeinflussen. Die Uni Regensburg bietet ein virtuelles Body-Generator-Experiment an und die Universität des Saarlandes lädt Interessenten zu einem Online-Experiment ein, das Gesichter beurteilen soll.

Doch egal, was Beauty-Checks aussagen. Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Und von Christian Morgenstern stammt das folgende Zitat: „Alles, was man mit Liebe betrachtet, ist schön“.

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