Die Geschichte des Automobilherstellers Panhard & Levassor

Von 1893 bis 1967 produzierte die Firma Panhard & Levassor in Frankreich Automobile.

René Panhard war zuerst Teilhaber der Firma Périn-Panhard, einer Fabrik für Holzverarbeitungsmaschinen. Im kleinen Gebäude an der Avenue d’Ivry befanden sich im Jahr 1870 nur wenige, noch mit Gasmotoren betriebene Maschinen. Nach dem Tode Périns wurde Emile Levassor neuer Teilhaber. Von nun an hieß die Firma Panhard & Levassor. Drei Jahre später nahm der Ingenieur Sarazin, der von Gottlieb Daimler bauftragt worden war, das Patent seines Motors in Frankreich auszuwerten, mit ihm Kontakt auf. Während der Verhandlungen starb Sarazin.

1890 heiratete Emile Levassor Sarazins Frau. Damit war das Problem der Auswertung des Daimler-Patents in Frankreich gelöst. Bald darauf begannen Panhard & Levassor mit der Entwicklung eines „Wagens ohne Pferde“, wie man die Autos damals nannte. 1891 war es dann soweit: ein Modell „Vis-á-vis“ mit vier Sitzplätzen und einem in der Mitte angebrachten 4-PS-Motor kam auf den Markt. Zwei Jahre später nahm man an diesem Modell verschiedene Verbesserungen vor. Der Motor wurde, gedeckt mit einer Haube, nach vorne versetzt, und die Lenkung erfolgte über einen Hebel.

Der Verkaufserfolg stieg rasch an. Die Kunden mussten monatelang auf das Chassis warten. Hinzu kam noch die Lieferfrist für die Karosserie. 1895 verwendeten Panhard & Levassor den neuen Zweizylinder-Daimler-Motor, diesmal nicht einen V-, sondern einen Reihenmotor. Bald regte sich aber auch die Konkurrenz. Panhard und Peugeot, der ebenfalls mit der Herstellung von Autos begann, trafen sich regelmäßig am Start der Rennen und bei anderen Veranstaltungen für „Wagen ohne Pferde“. Das erste nachweisbare Autorennen wurde am 22. Juli 1894 auf der 125 km langen Strecke Paris – Rouen ausgetragen. 13 Panhard & Levassor und Peugeot-Wagen waren am Start. Davon kamen zwölf ans Ziel.

Kunden mussten bis zu 20 Monate auf einen neuen Wagen warten

Im Jahr darauf wurde das Rennen Paris – Bordeaux – Paris (1200 km) durchgeführt. Vier Panhard waren am Start. Emile Levassor siegte mit einer mittleren Geschwindigkeit von 25 km/h. Nach einem kurzen Aufenthalt kehrte er wieder nach Paris zurück, wo er mit sechs Stunden Vorsprung vor dem zweiten Wagen eintraf. Die zunehmende Zahl der Autorennen und der dabei erzielten Siege verschaffte dem Pariser Unternehmen einen immer besseren Ruf. Beim Rennen Paris – Marseille – Paris 1896 überschlug sich der von Emile Levassor gesteuerte Wagen Nr. 5. Der schwerverletzte Mann starb sechs Monate später an den Folgen dieses Unfalls.

Auf die Entwicklung des Unternehmens hatte dieses tragische Ereignis jedoch keinen Einfluss. Die Aufträge häuften sich und die Kunden mussten für einen neuen Wagen bis zu 20 Monate Wartezeit in Kauf nehmen. Die Vertretung der Panhard & Levassor-Fahrzeuge in England wurde für einige Zeit von C. S. Rolls betreut. Wenig später sollte dieser Mann ebenfalls einer der großen Pioniere des Automobilbaus werden. Im Laufe der Jahre baute man immer stärkere Motoren, denn Erfolg konnte nur der haben, der die stärksten anbot. Für das Rennen Paris – Bordeaux waren 40-PS-Motoren am Start. 1903 belegte ein 80-PS-Panhard & Levassor, mit Baron von Knyff am Steuer, bei der Coupe Gordon Bennett den zweiten Platz mit einer Geschwindigkeit von 77 km/h.

Von 1905 bis 1912 wurde an den Autos in technischer Hinsicht nur wenig geändert. 1912 kaufte Panhard die Lizenz für den Bau des ventillosen Knight-Motors. Als Folge davon erschien auf den Kühlern der Fahrzeuge mit diesem Motor das Zeichen SS (sans-soupapes = ventillos). Dank dieser Neuerung blieben die Panhard & Levassor-Fahrzeuge auf der Höhe der Zeit. Ebenfalls 1912 kam ein in jeder Beziehung bemerkenswerter SS-18-PS-Sechszylinder auf den Markt.

Das Modell Dynamic bot Platz für sieben Personen

Nach dem 1. Weltkrieg waren Panhard & Levassor gezwungen, etwas Neues anzubieten. Als erstes neues Modell kam der SS-16-PS-Vierzylinder heraus. Einige Jahre später wurde dieser Motor zu einem ausgezeichneten 35-PS-Achtzylinder-Reihenmotor weiterentwickelt. Mit einer erwähnenswerten Neuheit für 1922 vervollständigten Panhard & Levassor ihre bereits beachtliche Auswahl: ein Luxus-Chassis mit einem SS-35-PS-Achtzylinder-Reihenmotor (6300 ccm). Die Geschwindigkeit dieses Fahrzeugs lag bei fast 200 km/h.

Nach der Weltwirtschaftskrise verbesserten Panhard & Levassor ihre Wagen abermals und brachten Panorama-Windschutzscheiben an. Gleichzeitig wurden auch Vorderachsen mit einzeln aufgehängten Rädern eingebaut. Die Sensation des Jahres 1936 war der Dynamic mit Lenkung in der Mitte. Er bot Platz für sieben Personen. Nach dem 2. Weltkrieg brachten Panhard & Levassor, als Konkurrenz zum 4-PS-Renault, den 3-PS-Dyna heraus.

Auf dem Pariser Salon 1953 wurde das Erscheinen des Dyna-Panhard Sport Junior bekannt gegeben. Mit dem für diesen Wagen verwendeten mechanischen Teil hatte Panhard schon Hunderte von sportlichen Siegen errungen. Kurz darauf kam noch ein innengesteuerter Wagen mit fünf Plätzen, Vorderradantrieb und einem 850-ccm-Motor heraus. Wenige Jahre später übernahm der Automobilhersteller Citroen die Panhard & Levassor-Werke.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert