Die Geburtstunde von Entenhausen – Micky Maus in Deutschland

Wann wurde das erste „Lustige Taschenbuch“ veröffentlicht? Die deutsche Comic-Szene wird weitgehend von der amerikanischen und italienischen bestimmt.

Die Geschichte des deutschen Micky Maus ist wesentlich kürzer, verglichen mit ihrer Geschichte in Amerika und Italien. Warum?

„Weil die Übernahme französischer, belgischer, italienischer und US-amerikanischer Comics westdeutschen Zeitungs- und Romanheft-Verlegern billiger kommt als von ihnen in Auftrag gegebene Original-Comics […]. 90%, der in der BRD und in Westberlin verbreiteten Comics sind Lizenzausgaben. Diese Lizenzausgaben sind immer Übersetzungen, doch werden immer nur die sprachlichen Komponenten übersetzt, der Bildteil dagegen bleibt unverändert.“

(Zitiert aus: Krafft, Ulrich: Comics Lesen. Untersuchungen zur Textualität von Comics.)

Für Österreich gilt dasselbe, das heißt im gesamten deutschsprachigen Raum werden kaum eigene Micky Maus oder Donald Duck Geschichten erfunden, sondern eben nur aus anderen Ländern importiert und übersetzt. Die deutsche Comic-Szene nach dem zweiten Weltkrieg war demnach – und das gilt nicht nur für die Disney-Comics – weitgehend von der amerikanischen beziehungsweise von der italienischen bestimmt.

Die Geschichte von Micky Maus und Donald Duck Hefte im deutschsprachigen Raum

Das erste Micky Maus Heft erschien in Deutschland erst am 29. August 1951 im „Micky Maus-Magazin“, als ein Vertreter der „Walt Disney Productions“ nach Stuttgart kam, dem Sitz des Herausgebers von „Das Beste aus Readers’Digest“. Dort traf er die Übersetzerin Doktor Erika Fuchs, und nachdem ihr Ehemann sie auf die möglichen pädagogischen Aspekte des neuen Projekts aufmerksam gemacht hatte, sagte sie diesem neuen Projekt zu. In Dänemark war Micky Maus schon seit dem Jahre 1949 auf dem Markt und so gründete die Egmont Harald Petersen Stiftung in Stuttgart die Tochtergesellschaft Ehapanach den Initialen ihres 1920 verstorbenen Stifters: EHP. Die deutsche Micky Maus war die erste Zeitschrift, die – im Gegensatz zu den amerikanischen Originalausgaben – vollständig in Farbe gedruckt wurde. Anfangs erschien das „Micky Maus-Magazin“ noch monatlich, ab Dezember 1951 gab es Sonderhefte. Anfang 1956 wurde die Zeitschrift auf 14-tägiges Erscheinen umgestellt. Seit Ende 1957 erscheint das „Micky Maus Magazin“ wöchentlich. Im Jahre 2000 hatte das deutschsprachige „Micky Maus-Magazin“ bereits eine Milliarde Exemplare verkauft. Im Laufe der Zeit entwickelten sich zahlreiche Ableger: Von „Mickyvision“ über „Walt Disneys Lustiges Taschenbuch“, „Donald Duck“ im Taschenbuchformat und „Onkel Dagobert-Alben“ bis hin zu den „Duck Tales“. Die Klassiker der frühen Jahre, die „Donald Duck Storys“ von Carl Barks in der Übersetzung von Dr. Erika Fuchs, erfreuen sich in Nachdrucken wie der Reihe „Die tollsten Geschichten von Donald Duck“ und in der „Carl Barks Library“ größter Beliebtheit.

„Disneys lustiges Taschenbuch“ – das monatlich erscheinende Micky Maus Buch

Ein paar Worte müssen noch über die monatlich erscheinende Micky Maus Zeitschrift „Disneys Lustiges Taschenbuch“ angeführt werden: Der erste Band erschien im Jahre 1967. Die Idee für Disney-Comics im Taschenbuchformat entstand in Italien, wo man nach dem 2. Weltkrieg die zunächst wöchentlich erscheinenden Hefte von Großformat auf Taschenformat umstellte. Aus dem in Italien angesammelten Fundus an Disney-Comics im handlichen Taschenformat, entstanden schließlich, ab Oktober 1967 in Deutschland die Lustigen Taschenbücher. Diese enthielten in den ersten Jahren fast ausschließlich italienische Disney-Comics und machten so den Erzählstil und die Zeichnungen italienischer Zeichner wie unter anderem Romano Scarpa und Guido Martina populär, auch wenn deren Namen lange Zeit ebenso anonym blieben wie der Name von Carl Barks. Im Jahre 2010 erschien die 400ste Ausgabe der Lustigen Taschenbücher und im Oktober des Jahres 2007 feierten diese ihr 40igstes Jubiläum. Jährlich erscheinen 12 bis 13 Bände, jeder mit mindestens 250 Seiten und einer Erstauflage von 1 Million Exemplaren. Kreiert werden die Abenteuer zum Teil in den Egmont Ateliers in Kopenhagen, zum größten Teil aber in den Disney-Studios in Italien. Redakteure und Übersetzer der Sprechblasen orientieren sich bis heute an der diesbezüglich hervorragenden Leistung von Erika Fuchs.

Die „Donaldisten“ sind die größten Fans von Disney Comics in Deutschland

Seit einigen Jahren gibt es im deutschsprachigen Raum einige Fan-Clubs, die ausschließlich aus Disney-Comics Fans bestehen, und sich mit dem Thema Disney-Comics auseinandersetzen. Die größten Donald und Micky Spezialisten findet man bei den „Donaldisten“. Die Donaldisten sind fast schon puristisch angehauchte Disney-Comics Leser, die auf jeden kleinen Fehler erpicht sind und sich stundenlang über gelungene oder misslungene Zeichnungen und Texte unterhalten können. Unter der Leitung von Hans von Storch gründeten sie 1976 das Quartalblatt „Der Hamburger Donaldist“ (heute: Der Donaldist), wo es ihnen hauptsächlich darum ging, die alten großen Autoren wie Carl Barks oder Übersetzer wie Erika Fuchs zu lobpreisen. Ein weiterer Spezialist sei hier noch genannt, dem es nicht in erster Linie darum geht, Kritik auszuüben, sondern vielmehr, Daten und Fakten im Bereich Comics zusammenzustellen und der mit dem Italienischen Spezialisten Luca Boschi verglichen werden kann. Sein Name ist Wolfgang J. Fuchs und er gilt als der größte Donald und Micky Spezialist in Deutschland.

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