Deutsche Rundfunkgeschichte

Der Funkerberg in Königs Wusterhausen. Die Anlage auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen ist ein Zeitzeuge der deutschen Rundfunkgeschichte. 1995 wurden die letzten Sendungen ausgestrahlt.

Im April 2009 bezieht der Sender KW sein neues Studio auf dem Funkerberg. Im Sendegebäude 1 werden die Programme für die UKW-Frequenzen 93,9 und 105,1 MHz produziert. Damit schließt sich der Zeitkreis dieser historischen Sendeanlage. Die Entstehung der Anlage geht bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurück. Bereits 1911 werden auf dem Gelände des damaligen Mühlenbergs die ersten funktechnischen Versuche durchgeführt. Das in Königs Wusterhausen stationierte Luftschiff- und Telegrafiebataillon benutzte für die Versuche sogenannte Lichtbogensender. Mit Hilfe von Ballonen und Drachen wurden die Antennen der Sender in die Höhe gehoben. Die Versuche waren so erfolgreich, dass eine feste Militärstation eingerichtet wurde.

Der Funkerberg während des Ersten Weltkrieges

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges lies die Arbeiten an der Station ins Stocken geraten, aber am 15. Juni 1915 war es soweit. Die erste Funkstation wurde mit dem Rufzeichen LP, sie stand für den ersten Leiter, Major von Lepel, in Betrieb genommen. Aufgabe der Station war die Übermittlung von Heeresberichten. Mit Hilfe des Morsealphabetes konnten aber auch Telegramm verschickt werden. 1917 experimentierten der Physiker Alexander Meißner und der Ingenieur Hans Bredow mit der Übertragung von Musik und Sprache. Und das recht erfolgreich. Allerdings wurden die Versuche schnell von der Militärführung unterbunden.

Die Entwicklung des Funkerbergs zwischen den Weltkriegen

Nach Kriegsende übernahm die Deutsche Reichspost die Station. Schon rasch wurde unter der Leitung von Staatssekretär Hans Bredow die Anlage erweitert und auf die Belange eines Wirtschaftsfunks umgestellt. Röhrensender wurden installiert, Empfangsanlagen zusätzlich in Berlin-Zehlendorf errichtet und die Antennenanlage um zwei 100-Meter-Masten ergänzt.

In den ersten beiden Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurde weiter in Richtung Rundfunkübertragung geforscht. Am 22. Dezember 1920 war es dann so weit: erstmals wurde eine Weihnachtskonzert mit Instrumentalmusik ausgestrahlt. Die Resonanz im angrenzenden Ausland war so überwältigend, dass bis 1926 regelmäßig Sonntagskonzerte aus Königs Wusterhausen übertragen wurden. Aus Deutschland kamen zunächst keine Reaktionen auf die Sendung, da hier das Radiohören noch unter Strafe stand.

Die technische Entwicklung überrollte in den Jahren den Funkerberg, so dass bereits 1926 der Platzbedarf nicht mehr ausreichte und eine Großfunkstadion in Zeesen, nahe bei Königs Wusterhausen, errichtet wurde.

1933, mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurde schnell die Bedeutung des Rundfunks für Propagandazwecke erkannt. Mittlerweile gab es in vielen deutschen Haushalten die Volksempfänger, die es möglich machten, Rundfunk zu hören. Einen Schub in Sachen technischer Entwicklung brachten die Olympischen Spiele 1936.

Die Geschichte des Funkerbergs nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Sendeanlagen des Funkerbergs überstanden den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet. Mit Kriegsende besetzten die Sowjets die Anlage und demontieren zahlreiche Teile als Reparationsleistung. Aber nicht alle Sendeteile fielen dieser Aktion zum Opfer.

Aus dem Sendegebäude 1 wurden bereits im Juni 1945 der 20 Kilowatt Kurzwellensender wieder für militärische Zwecke in Betrieb genommen. Ein weiterer Kurzwellensender strahlte ab November 1945 die Sendungen des Berliner Rundfunks aus. Parallel dazu wurde im Sendegebäude 3 ein Langwellensender für die Ausstrahlung benutzt. Im August 1946 kam ein weiterer 100 Kilowatt Langwellensender dazu. Dieser diente bis 1992 als sogenannter Wartungssender für den Langwellensender in Zehlendorf. Standen in Zehlendorf Reparatur- oder Wartungsarbeiten an, dann wurde das Programm von Deutschlandradio über Königs Wursterhausen ausgestrahlt.

Der Mauerfall am 9. November 1989 brachte auch für den Funkerberg einschneidende Maßnahmen. Im Sommer 1995 wurde nach schrittweiser Verringerung der Programmausstrahlung der reguläre Sendebetrieb ganz eingestellt. Die Deutsche Telekom, nunmehr Besitzer des Areals, versuchte zunächst Kaufinteresse beim Land Brandenburg zu wecken. Gespräche scheiterten. Letztlich kaufte 2007 die Stadt Königs Wusterhausen das Gelände.

Heute kümmert sich liebevoll die Stiftung Funkerberg Königs Wusterhausen e.V. um den Erhalt der historischen Anlagen. Nicht nur der 2009 eingezogene Sender KW bringt Leben in den Funkerberg. Besucher der Anlage haben die Möglichkeit das Sender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen zu besuchen. Allein oder in der Gruppe können auch die Inneneinrichtung der noch verbliebenen Sendehäuser besichtigt werden.

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