Wer hat Afri Cola erfunden

Afri Cola

Eine kurze Geschichte der „Afri-Cola“. Eine Kölner Cola-Marke und ihre amerikanischen Konkurrenten. Wie eine koffeinhaltige Limonade aus dem Rheinland die deutsche Kulturgeschichte prägte. Untrennbar ist die Geschichte der „deutschesten“ aller Colas mit einem skandalträchtigen Werbefilm verbunden. 1968 räkelten sich in diesem Spot hinter futuristisch anmutenden, eiskristallenen Glasscheiben u. a. die junge Marianne Faithfull und die junge Donna Summer.

Afri-Cola-Werbespot

Bizarre Werbeslogans, fiebrige Nonnen und eine kühlende schwarze Brause. Die legendäre Werbekampagne des deutschen Man Ray-Schülers Charles Wilp für die Marke „Afri-Cola“ markierte jedoch nur ein letztes, wenn auch mit größtem Vermarktungsgeschick bewirktes Aufbäumen der berühmten Cola mit dem Palmenlogo.

Konkurrenzkämpfe auf dem deutschen Markt für Cola-Getränke

Gegenüber der wachsenden Macht des wichtigsten Konkurrenten auf dem westdeutschen Massenmarkt für koffeinhaltige Limonadengetränke, der Coca-Cola Company, hatte der 1864 im Rheinland entstandene Brausehersteller längerfristig keine Chance. Bereits seit den Olympischen Spielen von 1936 konnte die 1929 auf dem deutschen Markt erstmalig eingeführte Coca-Cola der deutschen Afri-Cola im größerem Umfang Marktanteile abnehmen.

Schwierigkeiten für Marke Afri-Cola

Der damalige Firmeneigner Karl Flach, der 1952 auch die Erfolgslimonade „Bluna“ auf den Markt bringen wird, scheute sich seinerzeit nicht, eine antisemitische Kampagne gegen den unliebsamen Konkurrenten aus Amerika zu versuchen. Trotz des großen Erfolges des lasziv-psychedelischen Wilp-Spots von 1968 gingen die Verkaufszahlen der Afri-Cola dennoch immer weiter zurück. Die vorübergehende Popularität der Marke insbesondere unter jungen, amerikakritischen Studenten konnte den Niedergang der Cola aus Köln nicht aufhalten. Zwar hatte die Afri-Cola noch unmittelbar nach Kriegsende einen ebenso hohen Marktanteil besessen wie ihr amerikanischer Hauptkonkurrent, doch musste sich der rheinische Limonadenabfüller alsbald auch mit einem weiteren starken Konkurrenten den Markt teilen: der amerikanischen Pepsi Co., die seit den 1950er Jahren auch in Deutschland produzierte.

Geschmacksunterschiede bei der Afri-Cola

In der Zwischenzeit bereiteten vor allem die vielen Lizenzabfüller der Afri-Cola Probleme. Nicht selten wurde über deutliche, produktionsbedingte Geschmacksunterschiede zwischen unterschiedlichen regionalen Abfüllern berichtet – eine echte Marketingkatastrophe.

Relaunch der Marke als trendige Nischen-Cola in den 1990er Jahren

Ab Ende der achtziger Jahre vollzog sich ein Generationswechsel innerhalb des Unternehmens. Karl Flachs Sohn Alexander versuchte 1996 mit Unterstützung einer Berliner Werbeagentur einen letzten Relaunchversuch aus eigener Kraft. Die Berliner Werber setzten zunächst ganz zielbewusst auf den besonderen Kulteffekt der Marke. Ausgewählte Szenelokalitäten in Ballungsräumen ließen sich jetzt rasch als neuer Absatzmarkt erschließen. Innovative Vertriebskonzepte, der vergleichsweise hohe Koffeingehalt der Afri-Cola und die formschönen Glasflaschen im klassischen Industriedesign machten in den 1990er Jahren aus der alten Palmen-Cola ein äußerst beliebtes Szenegetränk.

Afri-Cola in Second-Hand-Boutique und Plattenladen

Die Techno-, Retro- und Schlagerwelle der Neunziger schuf dabei offenkundig auch das richtige Marktumfeld – die Afri-Cola in der Second-Hand-Boutique wie im Plattenladen. Selbst in der Szenegastronomie der in den 1990er Jahren so umtriebigen Grunge-Hauptstadt Seattle gelangen exotische Vertriebserfolge. Doch für den deutschen Getränkegroßhandel und den entscheidenden Kampf um die Supermarktregale war das Unternehmen inzwischen viel zu schwach.

Verkauf der Markenrechte an der Afri-Cola

1999 verkauft Alexander Flach endgültig die weltweiten Markenrechte an der Afri-Cola an die südwestdeutsche Mineralbrunnen AG. Bereits 1994 hatte dasselbe Unternehmen für Europa die Rechte an der Bluna übernommen. Der ehrgeizige Mineralwassermulti sucht auch sogleich wieder die Konfrontation mit den bekannten amerikanischen Großkonkurrenten. Die Rezeptur der Afri-Cola wird hierfür drastisch verändert: Koffeingehalt runter, Zuckergehalt nach oben.

Afri-Cola in Plastikflaschen

Auch gibt es die Afri-Cola jetzt in standardisierten Plastikflaschen für den Supermarkt. Dies erhöht zwar den Absatz der Koffeinbrause, ramponiert aber auch das Nischenpotential der Marke als Szenegetränk, bzw. als „Erwachsenen-Cola“. Obgleich die Afri-Cola nach wie vor in einigen deutschen Supermarktketten gelistet ist, hat seit dem 1. April 2006 der jetzige Markenbesitzer den Koffeingehalt der Afri-Cola wieder auf den Traditionswert von 25 mg/100 ml erhöht – das doppelte einer Coca-Cola – zum 75. Markenjubiläum.

Verbesserter Vertrieb der Afri-Cola

Inzwischen gibt es die die gute alte Afri-Cola für schlaflose Nachtschwärmer auch an Tankstellen – in schwarzen Dosen; zuckerfrei auch in Afri-white, und klassisch-schön im altbewährten Sechziger-Jahre-Flaschenformat für´s Szenelokal. Aber beim Koffein bleibt die trendige Käuferschaft der „deutschesten“ aller Colas seltsam konservativ. 25 mg/100 ml. Alles andere wäre wohl auch fast schon: Kindercola?

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