Erfinderinnen: Das Frequenzsprungverfahren

Ziemlich alt sähen wir aus, so ganz ohne GSM-Mobiltelefone und Notebooks. Denn weder das eine, noch das andere würden heute in der Form existieren, hätten die Wiener Schauspielerin Hedy Lamarr (geborene Hedwig Kiesler) und der amerikanische Avantgardemusiker George Antheil sich damals nicht auf einer Dinnerparty kennengelernt..

Auf Grundlage der technischen Vorschläge von Hedy Lamarr entwickelten die beiden, auf dem Boden liegend und mittels einer silbernen Streichholzschachtel samt Hölzern, ein Gerät zur abhör- und störungssicheren Funkfernsteuerung von Torpedos. Die Idee dahinter war: das Torpedo-lenkende Funksignal sollte nicht nur auf einer einzelnen Funkfrequenz übermittelt werden, sondern auf willkürlichen Folgen unterschiedlicher Frequenzen. Dadurch sei es für Gegner, die diese Abfolge nicht kennen, geradezu unmöglich, das Leitsignal zu belauschen oder zu stören.

Elementar wichtig für die Idee war nur, eine Sequenz-Synchronisation auf Sender- und Empfängerseite herzustellen. Dafür kam den beiden Erfindern die musikmechanische Vorbildung von Antheil zu Gute. Wie das automatische Klavier, welches mit einer Art Lochstreifen gesteuert wird, ließe sich das Prinzip auch auf die Torpedosteuerung anwenden. So entstand der Entwurf für ein Torpedolenksystem mit 88 Frequenzen (=88 Tasten der Klaviatur).

Ihr im Juni 1941 eingereichtes Patent wurde ihnen im August 1942 gewährt, allerdings überließen die beiden ihre Erfindung dem US-Militär, welches es zunächst nicht näher beachtete. Im Zuge der Kuba-Krise (1962) aber kam es dann zum ersten Einsatz der neuartigen Technik. In den darauffolgenden Jahren nahmen die unter den Begriffen “spread spectrum” und “frequency hopping” bekanntgewordenen Prinzipien des Patents maßgeblichen Einfluss auf die Kommunikationstechnologie des amerikanischen Militärs.

Nach einer ersten öffentlich zugänglichen Publikation des technischen Know-Hows Ende der siebziger Jahre, begann in den achtziger Jahren die zivile kommerzielle Nutzung des Konzepts. Es brachte nämlich nicht nur schnelle, abhör- und störungssichere Datenübertragung, sondern ermöglichte zudem die gemeinsame Nutzung von Funkfrequenzbereichen durch eine große Anzahl unabhängig voneinander kommunizierender Funkteilnehmer.. aber hallo GSM!

Übrigens: zu Ehren Hedy Lamarrs wird der Tag der Erfinder an ihrem Geburtstag, den 9. November,  gefeiert.

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