Bekannte Markenbezeichnungen als Gattungsnamen

Alltägliche Produkte und Begriffe, die eigentlich Markennamen sind. Unser Sprachgebrauch ist durchsetzt von Begriffen, die eigentlich nur eine bestimmte Marke bezeichnen. Diese Worte wurden jedoch auch zu Synonymen für Konkurrenzprodukte.

Weltweit tragen viele Frauen Strümpfe aus Polyhexamethylenadipinsäureamid. Diese sperrige Bezeichnung dürfte im täglichen Sprachgebrauch dafür allerdings kaum Verwendung finden. Stattdessen hat sich der Begriff Nylonstrümpfe eingebürgert. Streng genommen ist diese Bezeichnung aber nur dann korrekt, wenn die synthetischen Polamidfasern der eleganten Kleidungsstücke vom Chemiekonzern DuPont geliefert wurden. Denn das Wort Nylon ist eigentlich ein seit 1935 geschützter Begriff und gehört damit zu einer speziellen Untergruppe der sogenannten Gattungsnamen: Produktarten, die im Grunde genommen Markenbezeichnungen sind.

Dinge, die eigentlich Markennamen sind

Wir sprechen von Pampers, wenn wir Windeln meinen, spielten früher mit dem Jo-Jo oder gingen ohne Walkman nicht aus dem Haus. Ob wir aber tatsächlich ein originales Jo-Jo besaßen und unser tragbares Kassettengerät wirklich vom Walkman-Hersteller Sony stammte, ist uns meist ebenso egal wie die Herkunft der Babywindeln. Diese Markennamen wurden einfach zu Synonymen, Schlagwörtern und Oberbegriffen für ihre jeweilige Warengruppe. Unser alltäglicher Sprachgebrauch ist regelrecht infiziert von solchen Worten, denn oft lässt sich damit kurz und allgemeinverständlich ausdrücken, welches Produkt wir gerade meinen. Es folgen einige prominente Vertreter dieses Phänomens.

Aspirin: das Synonym für Schmerzkiller

Bereits seit der Antike verwenden Menschen zu schmerzlindernden und heilenden Zwecken einen Wirkstoff, der uns als Acetylsalicylsäure bekannt ist. Er wurde aus der Weidenrinde sowie aus Bibergeil, einem Drüsensekret des Tieres, gewonnen. Mitte des 19. Jahrhunderts glückte erstmals die künstliche, jedoch unreine Herstellung. Die Firma Bayer produzierte den synthetischen Wirkstoff ab 1897 schließlich in Reinform und entwickelte das Schmerzmittel Aspirin. Der Erfolg war so durchschlagend und anhaltend, dass Aspirin eben zum Synonym für Kopfschmerztabletten wurde.

Tempo: eine flotte Idee der 20er Jahre

Das papierähnliche Taschentuch trat seinen Siegeszug als hygienische Alternative zur mehrfach benutzbaren Bazillenschleuder aus Stoff im Jahr 1929 an, als die „Vereinigten Papierwerke Nürnberg“ beim Reichspatentamt ihre Erfindung registrieren ließen. Der Überlieferung nach sollte der Produktname schwunghafte Fortschrittlichkeit symbolisieren. Zum Erfolg des Tempo-Taschentuchs trug auch die benutzerfreundliche und zugleich platzsparende Falttechnik bei. Trotz zahlreicher Konkurrenten hat sich das Original am Markt bis heute hervorragend behaupten können und wurde zu einem der geläufigsten Gattungsbegriffe. Das Wort „Papiertaschentuch“ lässt sich durch Tempo eben schneller, griffiger und prägnanter ausdrücken. Im englischsprachigen Raum (und zunehmend auch in Deutschland) stellt übrigens ein Verwandter des Tempo-Taschentuchs einen ähnlich erfolgreichen Gattungsbegriff dar: das Kleenex.

Tesa und Tipp-Ex: Produktsynonyme im Büroalltag

Als Oberbegriff für Klarsicht-Klebebänder hat sich der Tesafilm des Herstellers Tesa etabliert. Das Wort Tesafilm ist so sehr in den Sprachgebrauch integriert, dass man es sogar im Duden findet, welcher sich unter den Rechtschreibelexika ja ebenfalls zum Gattungsbegriff gemausert hat.

Bei Druckfehlern, falsch ausgefüllten Formularen und handschriftlichen Nachrichten unverzichtbar ist das Tipp-Ex. Der gleichnamige Hersteller ließ sich ab 1959 folieähnliche und flüssige Korrekturmittel patentieren. Sicherlich hat auch der aussagekräftige Markenname seinen Anteil daran, dass Tipp-Ex zum Synonym für entsprechende Korrekturmittel wurde. Die Firma gehört heute zur französischen BIC-Gruppe. Diese wiederum vertreibt neben den bekannten Feuerzeugen und zahlreichen weiteren Produkten auch Permanentmarker, für welche jedoch bereits ein deutscher Hersteller den Gattungsbegriff prägte: Edding.

Widia: Werkzeuge für harte Aufgaben

Wenn es um Dübelbohrungen in Stein oder Beton geht, sind sich Heimwerker schnell einig: Dafür braucht man unbedingt einen Widia-Bohrer. Wirklich? Die Widia GmbH würde sich darüber sehr freuen! Tatsächlich jedoch wird der Widia-Bohrer oftmals einfach als Oberbegriff für Steinbohrer aus Hartmetall verwendet. Der Werkstoff dafür wurde 1926/27 vom damaligen Krupp-Konzern entwickelt. Man nannte ihn aufgrund seiner Härte Widia (wie Diamant) und ließ sich den Namen markenrechtlich schützen. Mittlerweile gibt es natürlich weitere Hersteller von Steinbohrern. Abgesehen davon produziert die Widia GmbH auch andere Werkzeuge.

Jeep: Kultbegriff mit kriegerischen Wurzeln

Wenn der Begriff Jeep fällt, ist meist klar, dass von einem Geländewagen gesprochen wird. Tatsächlich jedoch ist Jeep ein Markenname der Firma AMC, die 1987 von Chrysler aufgekauft wurde. Der gedankliche Link zum robusten und spartanischen Geländefahrzeug hat seine Ursache in der Entstehungsgeschichte der amerikanischen Kübelwagen. Diese ursprünglichen Jeeps wurden ab 1940 zu Kriegszwecken gefertigt. Eine geschützte Marke ist Jeep jedoch erst seit 1950.

Nicht jeder Haartrockner ist ein Fön

Abgeleitet von den aus dem Wetterbericht bekannten Föhn-Winden ließ sich AEG 1908 die Marke Fön schützen. Bis zur Rechtschreibreform 1996 wurden die Allgemeinbezeichnung für Haartrockner und die Marke selbst allerdings gleichermaßen „Fön“ geschrieben. Seitdem macht jedoch ein kleines „h“ den Unterschied zwischen dem Originalprodukt und anderen Haartrocknern aus.

i-Pod: Gattungsname aus dem Digitalzeitalter

Auch in heutiger Zeit kommt es noch zur Bildung von Gattungsnamen. Ein sehr prominentes Beispiel dafür ist die Marke i-Pod . Als die Firma Apple im Jahr 2001 ihren handlichen, digitalen Musikplayer vorstellte, traf sie auf eine ungeheuer große Kundenresonanz. Nach mehreren Modellgenerationen kann der i-Pod inzwischen auch Videos abspielen und verfügt je nach Produktvariante über Schrittzähler, Mikrofon und Kamera. Trotz aller Bemühungen der Konkurrenz hat sich i-Pod (ähnlich wie früher der Walkman von Sony) dadurch zu einem modernen Gattungsnamen entwickelt, welcher unseren alltäglichen Sprachgebrauch vermutlich noch längere Zeit beeinflussen wird.

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